Christoph-Graupner-Gesellschaft

 

 

Details zur Kantate GWV 1145/10

Gib Gott dass ich nach deinem Bilde



Originaltitel:
M. Jul. 1709.
Abschnitt im Kirchenjahr: Trinitatis
Sonntag im Kirchenjahr: 4. Sonntag nach Trinitatis
Entstehungszeit: 1710
Uraufführung (aus GWV-Nummern ermittelt): 13.07.1710
Vokal: Bass
Solostimmen: 1
Instrumente: ob (2), str, bc
Satzbeschreibung:
     1.aria (B,str,bc) - D - 3/2
     2.rec (B,bc)
     3.aria (B,ob(2),str,bc) - g - 3 (largo)
     4.rec (B,bc)
     5.aria (B,str,bc) - D - C
Dichter: E. Neumeister
Partitur: 9 Seiten;
B: 3 - vl 1 (2x), 2 (2x), vla, vlc, vlne, bc: 2, 2, 2, 2, 1, 2, 3, 2f.
Kommentar: gehört mit ziemlicher Sicherheit zum 4. nach Trinitatis 1710. Datum und Textbezüge passen exakt zu diesem Sonntag. /bill - ob only in mov3 in the string-parts /fh



Originalquellen (ULB Darmstadt):Mus Ms-418-02
RISM ID:   450005738
Autograph im Bestand der ULB:   
Einzelheiten zum Kantatentext:   
Aufgeführt als Werk in Konzerten:    ---
Eingespielt auf CD, LP, usw.:---



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    Text der Kantate:
  1. Arie
    Gib, Gott, dass ich nach deinem Bilde
    in Einigkeit des Herzens geh’
    und dass in meinem Lebensschilde
    der Abriss wahrer Tugend steh’.
    Ja, führe mich auf rechter Bahn
    zu meiner Selbsterkenntnis an.
  2. Secco-Rezitativ
    Sich lernen selbst erkennen
    ist eine Heldentat.
    Wer diese Kunst begriffen hat,
    den soll man mehr als einen Menschen nennen.
    Die Selbsterkenntnis muss die größte Weisheit sein.
    Doch weil sie sich fast aus der Welt verloren,
    so sind die Heuchler und die Toren
    bei unsrer Welt so sehr gemein.
    Weswegen wird der Nächste so verdammt?
    Wir sind ja allesamt,
    ein wie der andre, Sünder
    und der Verdammnis Kinder.
    O! Keiner hat so viel, der nicht noch viel bedarf.
    Wir sehen allzu scharf
    des andren seine Flecken,
    doch unsre können wir gar scheinbarlich bedecken.
    Ach! Adams Feigenblatt
    muss sich noch stets bequemen,
    dass wir’s zum Schurz vor unsre Schande nehmen.
    Die Eigenliebe macht,
    dass man an andre denket
    und lässt sich selber aus der Acht.
    Das Auge kann zwar alles sehen,
    sich selber aber nicht.
    Sich zärtelt man, wenn man den Nächsten kränket,
    und loben uns, wenn wir die andern schmähen.
    Wenn uns ein fremder Splitter sticht,
    so fühlen wir den eignen Balken nicht.
    O wunderlicher Wahn,
    der uns so sehr betören kann!
    Man kehre nur vor seiner Tür,
    es lieget Kot der Laster g’nug dafür!
  3. Arie
    Ich will mich selber richten
    und ganz vor Gott vernichten,
    so tu’ ich als ein Christ.
    Ich weiß, dass Gottes Güte
    der Demut im Gemüte
    am allernächsten ist.
    Drum soll mir die Losung im Leben verbleiben:
    Das Nosce Te Ipsum ins Herze zu schreiben.
  4. Secco-Rezitativ
    Gesetzt, du wärest engelrein
    und könnt’st den ersten Stein
    auf andre Menschen werfen
    und wärest keinem gleich an Lastern und an Sünden,
    so wird im Tode sich
    doch eine Gleichheit finden,
    denn der ist ihm - wie dir - und dir - wie ihm – gemein.
    Drum Mensch, besinne dich,
    du bist - wie sonst ein Mensch - Stank , Asche, Kot und Erde.
    Ach! Wohl dem, der sich selbst zu richten ist bemüht,
    damit, wenn ihn der Tod vor Gottes Richtstuhl zieht,
    er durch den Gnadenspruch des Richters selig werde.
  5. Arie
    Ach Jesu, ich erkenne mich,
    dass ich in Sünden ganz verloren.
    Doch gegenteils erkenn’ ich dich,
    dass du mich hast zum Heil erkoren.
    Du bleibest mein, ich bleibe dein:
    was kann an mir Verdammlich’s sein?