Kirchheimer Konzertwinter mit 5 Epiphaniaskantaten für Soli, obligate Instrumente, Streicher und Basso continuo
(+ Bach: Mer hahn en neue Oberkeet BWV 212) Mitschnitt der Konzerte vom 7./8.01.2017
Interpreten
Kirchheimer BachConsort Andrea Lauren Brown (Sopran) Kai Wessel (Altus) Georg Poplutz (Tenor) Dominik Wörner (Bass) Violine und Leitung: Sirkka-Liisa Kaakinen
Christoph Graupner ist der bedeutendste Musiker der älteren Residenzgeschichte der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Geboren 1683 im sächsischen Kirchberg, kam er 1709 nach Darmstadt, wo er zunächst das Amt des Vizekapellmeisters bekleidete, bevor er 1711 als Nachfolger von Wolfgang Carl Briegel an die Spitze der Hofkapelle aufrückte. Der von Graupner angestrebte Wechsel nach Leipzig als Nachfolger seines einstigen Lehrers Johann Kuhnau als Thomaskantor wurde 1723 von seinem Darmstädter Dienstherrn, Landgraf Ernst Ludwig, verhindert, der seinen besten Musiker nicht verlieren wollte. Graupner kam so schließlich auf 45 aktive Dienstjahre in der Hofkapelle von Hessen- Darmstadt; er erblindete 1754, behielt den Posten des Hofkapellmeisters aber nominell bis zu seinem Tod 1760.
Bereits im Anstellungsvertrag von 1709 war Graupners Zuständigkeit für die gesamte Musik am Hof, sowohl „in als außer der Kirchen“ geregelt: komponieren, dirigieren und „accompagniren“ auf dem Cembalo. Während Kirchenkantaten für den gesamten Zeitraum von Graupners Engagement existieren (insgesamt sind über 1450 Werke erhalten), scheint die Überlieferung von weltlicher Instrumentalmusik erst Ende der 1720er Jahre einzusetzen – „scheint“, weil diese Kompositionen undatiert und Rückschlüsse nur indirekt möglich sind: über Schrift- oder Papiervergleich mit den datierten Kantaten sowie durch erhaltene Dokumente etwa zum Verbrauch von Schreibmaterial.
Bei den Kantaten hingegen ist die Entstehungzeit durch die Nennung von Jahreszahl und Anlass im Kirchenjahr durch die jeweilige Titelzeile von Graupners Hand eindeutig fixiert. Hinzu kommt, dass die Kantatentexte ab 1711/12 fortlaufend bis 1742/43 für jedes neue Kirchenjahr gedruckt wurden; allerdings sind heute längst nicht mehr alle Jahrgänge nachweisbar1. Für die Kantaten- kompositionen der Jahre ab 1743/44 wurde erneut auf Texte aus den älteren Jahrgängen zurückgegriffen.
Die früheste erhaltene Kantate stammt von Juli 1709, die letzte von 1754, bestimmt zum Geburtstag von Landgraf Ludwig VIII. Graupners wichtigste Textdichter waren Georg Christian Lehms (1684-1717), der jedoch bereits nach kurzer Zeit im Amt als Hofpoet verstarb, und – nach einem einjährigen Interim durch Heinrich Walther Gerdes (1690-1742) – Johann Conrad Lichtenberg (1689-1751), der ab 1718 über einen Zeitraum von 25 Jahren die Texte für die Kirchenmusik in Darmstadt verfasste. Lichtenberg, seit 1717 mit Graupner als sein Schwager auch familiär verbunden, wirkte als Pfarrer, zunächst im Odenwald, ab 1729 in Ober-Ramstadt, bevor er 1745 zum Stadtprediger in Darmstadt ernannt wurde.
1 Siehe die Übersicht mit Nachweisen der erhaltenen Textdrucke bei Oswald Bill (Hg.), Christoph Graupner. Thematisches Verzeichnis der musikalischen Werke. Graupner-Werke-Verzeichnis GWV Geistliche Vokalwerke. Kirchenkantaten 1. Advent bis 5. Sonntag nach Epiphanias. Stuttgart 2011, S. XI-XX.
Die Kantate wurde von Graupner für den Sonntag Laetare der Passionszeit 1746 (20. März) geschrieben; die Partitur datiert vom März 1746.
Den Text entnahm er dem Kantatenjahrgang 1736/37 Zufällige Andachten, Welche über besondere in denen ordentlichen Sonn= und Fest=Tags=Evangelien vorkommende bedenckliche Worte und Ausdrücke, Als Texte zur Kirchen-Musik, In der Hoch=Fürstlichen Schloß=Capelle zu DARMSTADT, auf das 1737.te Jahr angestellt und aufgesetzt worden von Johann Conrad Lichtenberg.
Kantate "Ach Gott, wie lange soll der Widerwärtige"
Die Kantate wurde von Graupner für den Sonntag Oculi der Passionszeit 1753 (25. März) geschrieben; die Partitur datiert vom März 1753.
Den Text entnahm Graupner dem Kantatenjahrgang Andächtige Psalter=Lust oder TEXTE zur Kirchen=MUSIC welche über auserlesene und mit denen Sonn= und Fest=Tags Evangeliis harmonirende Sprüche aus denen Psalmen Davids poetisch aufgesetzt worden; und in Hoch=Fürstl. Schloß=Capelle zu DARMSTADT das 1731.te Jahr hindurch musiciret werden sollen, Darmstadt 1730 von Johann Conrad Lichtenberg.
Eine erste Edition dieser Kantate hatte Friedrich Noack im Rahmen der Denkmäler Deutscher Tonkunst Bd. 51/52 herausgegeben: Christoph Graupner, Ausgewählte Kantaten, Leipzig 1926.
Geneviève Soly ist die weltweit führende Graupner-Interpretin auf dem Cembalo. Als Konzertveranstalterin, Ensembleleiterin, Musikwissenschaftlerin und Cembalistin setzte sie sich nicht nur in ihrer Heimat Kanada, sondern auch in Europa, schon früh für die Wiederentdeckung der Kompositionen Christoph Graupners ein. Ihr Ensemble Les Idées heureuses besteht seit über 30 Jahren, beim Plattenlabel Analekta hat sie 12 CD-Einspielungen herausgebracht und zahlreiche Preise gewonnen. 2020 wird sie bei Breitkopf & Härtel den ersten Band von Graupners Cembalowerken vorlegen.
Datum: Samstag, 7. Januar 2017, 19.00 Uhr, Sonntag, 8. Januar 2017, 15.00 Uhr Ort: Andreaskirche, Kirchheim an der Weinstraße Veranstalter: Freundeskreis für Kirchenmusik e. V.
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Sebastian´s Peers
Georg Friedrich Händel (1685-1759): Ouvertüre aus Almira HWV 1
Georg Friedrich Händel (1685-1759): Concerto Grosso op. 6 Nr. 6 HWV 324
Johann Sebastian Bach (1685-1750): Aria "Klein-Zschocher müsse so zart und süße" aus der Kantate "Mer hahn en neue Oberkeet" BWV 212
Christoph Graupner (1683-1760): Ouverture D-Dur für 2 Flöten, Streicher und B.C. →GWV 418
Johann Sebastian Bach (1685-1750): Ouvertüre der Kantate "Nach dir, Herr, verlanget mich" BWV 150
Johann Sebastian Bach (1685-1750): Aria "La folia" aus der Kantate "Mer hahn en neue Oberkeet" BWV 212
Johann Sebastian Bach (1685-1750): Sinfonia der Kantate "Non sa che sia dolore" BWV 209
Georg Philipp Telemann (1681-1767): Sinfonia aus der Kantate "Die Tageszeiten" TWV 20:39
Johann Friedrich Fasch (1688-1758): Concerto D-Dur für 2 Flöten, Streicher und B.C. FWV L D:9
Ausführende:
Early Music New York, Leitung: Frederick Renz
Datum: Samstag, 6. Mai 2017, 19.30 Uhr Ort: First Church of Christ, Scientist, Central Park West at 68th St., NYC Veranstalter: First Church of Christ, Scientist
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Weingenuss mit Bach
Um Rahmen einer Weinverkostung werden folgende Stücke präsentiert:
Georg Philipp Telemann (1681–1767): Ode "Ihr Freunde! zecht bei freudevollen Chören (Indoctum, sed dulce bibenti)", TWV 25: 86
Georg Philipp Telemann (1681–1767): Ode "Der Wein", TWV 25: 97
Georg Philipp Telemann (1681–1767): Ode "Trinklied", TWV 25: 94
Johann Sebastian Bach (1685–1750): Kantate "Ich hatte viel Bekümmernis" - Arie "Erfreue dich, Seele, erfreue dich, Herze" BWV 21
Georg Philipp Telemann (1681–1767): Ode "Lob des Weines", TWV 25: 102
Christoph Graupner (1683-1760): Kantate "Ach es geht mir wie einem", Dictum, Secco-Rezitativ, Arie → GWV 1117/46
Christoph Graupner (1683-1760): Kantate "Esset meine Lieben und trinket", Arie, Dictum → GWV 1126/16
Johann Sebastian Bach (1685–1750): Lied "Steh ich bei meinem Gott" BWV 503
Johann Sebastian Bach (1685–1750): Kantate "Mer hahn en neue Oberkeet" - Arie "Es nehme zehntausend Dukaten" BWV 212
Georg Philipp Telemann (1681–1767): Ode "Das Gesundheittrinken", TWV 25: 106
Johann Sebastian Bach (1685–1750): Kantate "Es wartet alles auf dich" - Arie "Gott hat die Erde zugericht’" BWV 212
Ausführende:
Sebastian Köchig (Tenor), Arno Lücker (Cembalo)
Datum: Montag, 12. Juni 2023, Dienstag, 13. Juni 2023, jeweils 19.30 Uhr Ort: Auerbachs Keller, Fasskeller, Leipzig (D) Veranstalter: Bachfest Leipzig