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BiographieChristoph Graupner – Eine Biographie
Als im Juli 1709 die erste Kantate von Christoph Graupner ("Süßer Tod" → GWV 1148/09) in Darmstadt im Rahmen eines sonntäglichen Gottesdienstes erklang, ahnte der Komponist selbst vermutlich am wenigsten, dass er bis an sein Lebensende (51 Jahre später!) in Diensten der Darmstädter Landgrafen bleiben und die kleine Residenz im Südhessischen nicht mehr verlassen sollte. Wohl zu Beginn des Jahres 1709 war es zur Vertragsunterzeichnung mit seinem neuen Dienstherrn gekommen, und Graupner begann seine Tätigkeit in Darmstadt zunächst als Vize-Kapellmeister unter dem noch amtierenden Wolfgang Carl Briegel. Erst 1711 rückte Graupner an die Spitze der Hofkapelle; fortan war er der Hauptverantwortliche für die Musik am Darmstädter Hof. Er hatte dafür zu sorgen, dass für alle Belange, zu denen Musik benötigt wurde, entsprechende Kompositionen vorhanden und zur Aufführung bereit waren. Neben dem eigentlichen Komponieren hatte Graupner – unterstützt von Mitgliedern der Kapelle – das Aufführungsmaterial, die einzelnen Stimmen, aus der Partitur herauszuschreiben. Und es musste geprobt werden – wenn auch nicht vergleichbar mit modernen Standards, so hatten die Musiker doch zumindest vor dem Sonntags-Gottesdienst die neuen Noten kennenzulernen und durchzuspielen. Von Hamburg nach Darmstadt
Landgraf Ernst Ludwig war in Hamburg auf den jungen Christoph Graupner aufmerksam geworden; dieser wirkte seit Herbst 1706 als Cembalist im Orchester des damals berühmten Opernhauses am Gänsemarkt. Daneben komponierte Graupner auch für die dortige Bühne eine Reihe von Opern. Nur der kleinere Teil ist allerdings überliefert; von einigen Stücken sind nur mehr die Titel und die Libretti bekannt. Ernst Ludwig war ein Liebhaber der Oper – und es ging ihm vor allem darum, "zuhause" in Darmstadt Ähnliches zustande zu bringen, was er zuvor auf den Brettern des Gänsemarkttheaters hatte sehen und hören können: moderne Opernaufführungen, mit hervorragenden Sängern und entsprechend prachtvoller Ausstattung des Bühnengeschehens – und natürlich einer Musik, die der Dramatik des Geschehens gerecht wurde und die Affekte von Wut über Leidenschaft bis zur Trauer und Verzweiflung überzeugend in Töne umsetzen konnte. Ernst Ludwig sah in Graupner den Richtigen für seine Ambitionen in Darmstadt. Doch die Visionen, die der Darmstädter Landesherr angesichts der spektakulären Hamburger Aufführungen für seine eigene Residenz entwickelt haben mochte, stießen in der Realität der kleinen Residenz schon recht bald auf Widerstände. Schwerer als die (von der Familie und nahestehendem politischen Berater vorgebrachten) moralischen Einwände gegenüber den allzu weltlichen Vergnügungen des Theaters dürfte für Ernst Ludwig die zunehmend desaströse finanzielle Lage seiner Landgrafschaft gewogen haben. Nach einer vergleichsweise ambitionierten Anfangsphase wurden die Opernaufführungen immer weniger und 1719 schließlich ganz eingestellt. Alternative: Zurück nach Leipzig?Kein Wunder, dass sich Graupner wenige Jahre später nach einem neuen beruflichen Wirkungskreis umsah. Es zog ihn dorthin zurück, von wo er einst gekommen war: nach Leipzig. 1683 im sächsischen Kirchberg geboren, folgte Graupner zunächst seinem ersten musikalischen Lehrer nach Reichenbach im Vogtland, bevor er in die Leipziger Thomasschule eintrat. Im Anschluss an seine schulische Ausbildung nahm er das Jurastudium an der Leipziger Universität auf. 1706 verließ er jedoch aufgrund der instabilen politischen Verhältnisse (Auseinandersetzungen Sachsens mit Schweden) die Stadt in Richtung Hamburg, hatte aber vor, bald zurückzugehen. Daraus wurde freilich zunächst nichts; zunächst kam die Anstellung an der Gänsemarktoper und schließlich das Engagement nach Darmstadt dazwischen. Nun aber, rund 16 Jahre, nachdem er Sachsen verlassen hatte, bot sich die Chance auf dauerhafte Rückkehr: Johann Kuhnau, lange Jahre Organist an der Thomaskirche und seit 1701 Thomaskantor, war im Juni 1722 gestorben. Graupner hatte als Schüler der Thomasschule einst bei ihm Unterricht auf dem Clavier und in Komposition erhalten. Die Aussicht, Nachfolger des einstigen Lehrers werden zu können, mochte für Graupner ebenso ein Kriterium für seine Bewerbung gewesen sein wie die Tatsache, dass es sich nicht um irgendeine Kantorenstelle, sondern die der berühmten Thomaskirche in Leipzig handelte. Zudem dürfte die zunehmend unattraktive Position am Darmstädter Hof – nach der Aufgabe der Oper blieb Graupner neben kleinerer Kammermusik vor allem die Kantatenkomposition für die Sonntagsgottesdienste – eine wichtige Motivation für den angestrebten Wechsel gespielt haben. Heimlich, unter Vortäuschung eines falschen Ziels, begab sich Graupner nach Leipzig und schrieb dort vor Ort die gewünschten Probekompositionen – zur Zufriedenheit der Prüfungskommission, und einer Verpflichtung als Thomaskantor stand eigentlich nichts mehr im Weg – bis auf das letzte Wort, das bei Ernst Ludwig, dem Darmstädter Dienstherrn, lag. Diesem nun scheint es durchaus nicht gefallen zu haben, seinen renommierten Kapellmeister zu verlieren, war doch ein herausragender Musiker ein kulturelles Prestigeobjekt ersten Ranges, auf das man nicht so ohne weiteres verzichtete – und so kam es, dass Graupner schließlich doch in Darmstadt blieb, nicht ohne dass ihm allerdings sein Bleiben durch eine gehörige Gehaltsaufbesserung "versüßt" wurde und er damit zu einem der am besten bezahlten Kapellmeister seiner Zeit avancierte. "Der Graupner bleibet" – in DarmstadtWeitere 30 Jahre versah dieser in der Folge seine Tätigkeit in der Residenz von Hessen-Darmstadt, bevor er um den Jahreswechsel 1753/54 seine letzten Kantate in Angriff nahm, die für den Geburtstag Ludwigs VIII. im April 1754 bestimmt war: Das Augenlicht hatte Graupner unwiederbringlich verlassen, und während der verbleibenden sechs Lebensjahre blieben ihm allenfalls hier und da administrative Aufgaben. Wie aber hat sein (musikalisches) Leben in Darmstadt nach dem nicht vollzogenen Wechsel 1723 ausgesehen? Viel ist es nicht, was an belastbaren Informationen zur Verfügung steht, erhalten ist aber eine außerordentlich hohe Anzahl an Kompositionen. Neben der Kirchenmusik schrieb Graupner Kantaten auch zu weltlichen Anlässen, aber auch überaus zahlreiche Instrumentalmusiken der verschiedensten Gattungen. Nach allem, was wir wissen, lebte er fortan in Darmstadt ein sehr hermetisches Leben, Reisen bzw. Aufenthalte jenseits der Residenz sind so gut wie nicht bekannt. Die Abgeschiedenheit hieß aber noch lange nicht, dass Graupner nicht sehr wohl über den aktuellen Stand in Sachen Kompositionsgeschichte informiert gewesen wäre. Zahlreiche Abschriften von Werken anderer Kollegen, die keinesfalls direkt mit dem Darmstädter Hof in Verbindung zu bringen sind, die Graupner aber eigenhändig abschrieb und davon sogar Aufführungsmaterial erstellte belegen die aktive Rezeption fremder Werke durch die Darmstädter Musiker.
Vor allem aber schuf Graupner eine Fülle an Werken für seine Hofkapelle; dabei lassen sich seine Kompositionen durchaus als Gradmesser der Fähigkeiten der einzelnen Musiker lesen: Anspruchsvolle solistische Partien lassen auf entsprechende Leistungsfähigkeit der jeweiligen Kapellmitglieder schließen. Ob Graupner mit seiner Darmstädter Stelle zufrieden war?Nach allem, was wir aus seinen (wenigen) persönlichen Äußerungen wissen und nach dem, was sich aus seinen Manuskripten schließen lässt, war er ein überaus fleißiger, korrekter, gewissenhafter, akribischer "Arbeiter", der seine Dienstverpflichtungen mehr als ernst nahm und der deshalb wohl des Öfteren auch mit seinem Dienstherrn haderte. Sowohl Ernst Ludwig als auch dessen Sohn und Nachfolger Ludwig VIII führten ein eher unstetes Leben jenseits der Darmstädter Residenz und präferierten die Reisekutsche bzw. die Jagd. 1739 starb nicht nur Graupners erster Dienstherr Ernst Ludwig, sondern auch sein Vize-Kapellmeister Gottfried Grünewald (1673-1739), und Graupner war ab diesem Zeitpunkt alleinverantwortlich für die sonntäglichen Kantaten – eine Pflicht, die ihm zu einer veritablen Last wurde, wie er in seiner für Johann Matthesons Ehrenpforte verfassten Selbstbiographie schreibt. Unterstützt wurde Graupner fortan von Johann Samuel Endler (1694-1762), der nach Graupners Tod offiziell das Amt des Hofkapellmeisters übernahm. Als Bedienste des Hofes waren Musiker seinerzeit – da wurde zwischen Kapellmitgliedern und ihrem musikalischen Leiter kaum ein Unterschied gemacht – Kultur"besitz" des jeweiligen Regenten, der für diesen mitunter mit einer Exklusivität einherging, die jegliche Außenwirkung unterband. So geschehen im Fall von Haydns erstem Dienstherrn, scheint dies auch für die Darmstädter Verhältnisse durchaus im Bereich des Möglichen. Damit ließe sich auch plausibel erklären, warum außerhalb von Darmstadt so gut wie keine weiteren musikalischen Werke Graupners erhalten sind (bzw. für die wenigen externen Überlieferungen sind die Provenienzen nachvollziehbar und schwächen die Exklusivitätstheorie nicht). Es scheint, als habe sich Graupner 1723 klaglos in sein Schicksal gefügt; immerhin ermöglichte ihm die finanzielle Besserstellung auch die (vermeintliche) Absicherung seiner persönlichen Verhältnisse (die notorische Geldnot am Darmstädter Hof ließ auch ihn – wiewohl gegenüber allen anderen Kapellmitgliedern deutlich bevorzugt – später immer wieder auf sein Gehalt warten); er hatte bereits 1711 Sophie Elisabeth Eckard, die Tochter eines Pastors aus Bischofsheim, geheiratet und war 1723 bereits Vater von vier Kindern; drei weitere folgten zwischen 1725 und 1732. Im Vergleich zu einem möglichen Wirkungskreis als Kantor in Leipzig blieb Graupner als Hofkapellmeister in Darmstadt ein größerer Abwechslungsreichtum in seinem musikalischen Schaffen: Wenngleich auch bei ihm das Kantatenwerk im Zentrum stand, beinhaltete die Tätigkeit am Hof aber in weit größerem Maße auch das Schreiben von Instrumentalmusik, die als höfische Unterhaltung selbstverständlicher Bestandteil der Residenzkultur war. © Ursula Kramer 2014 |
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EnglishChristoph Graupner (1683-1760)BiographyWho was Christoph Graupner? That one can even write about Christoph Graupner (1683–1760) marks a peculiar failure of his project to erase himself from history. Had he been successful, his entire corpus of works — some 1,400 cantatas, over 100 sinfonias, and more — would have been entirely destroyed. In an anonymous biographical notice published in 1781, some twenty years after his death, the author writes that Graupner
But not only was his music preserved from destruction in the eighteenth century, it has managed to remain almost entirely in one place until the present day. But this has had negative consequences too, for the very same course of events that kept Graupner’s music together also prevented its circulation and study for the first century and a half following his death. Graupner was born on January 13 (the date not being documented), 1683 in the small Saxon town of Kirchberg, roughly 13 km south of Zwickau. Though not born to a musical family, he was fortunate to receive instruction from the local cantor Mylius and organist Nikolaus Küster. In 1694 he departed for Reichenbach to follow Küster, and remained there until he was admitted as a pupil at the Thomasschule in Leipzig, where he studied from 1696 until 1704. He remained in Leipzig for two more years, studying law at the university. During his Leipzig tenure, he received instruction from both Johann Schelle and Johann Kuhnau. He also made the acquaintance of fellow student Johann David Heinichen (1683–1729), who would become Kapellmeister at Dresden and author the important treatise Der General-Bass in der Composition. He must also have gotten to know Georg Philipp Telemann (1681–1767), then director of the Collegium Musicum, and only two years his senior. In 1706, war between Sweden and Saxony forced Graupner to emigrate to Hamburg. Such was Graupner’s luck, or rather, he says, divine providence, that the day before his arrival in Hamburg, Johann Christian Schiefferdecker vacated his position as accompanist at the opera to depart for Lübeck, where he succeeded Buxtehude as organist. Though Graupner remained only three years at the Theater am Gänsemarkt, he composed some operas, collaborating with Reinhard Keiser on some more. It was here that Ernst Ludwig, Landgrave of Hesse-Darmstadt, invited him to take up a position at the court of Darmstadt after hearing him play in his capacity as harpsichordist at the opera. He became Vice-Kapellmeister in 1709, and succeeded Kapellmeister Wolfgang Carl Briegel in 1711, even before his death in 1712. This is a point worthy of emphasis: Ernst Ludwig hired an opera composer primarily to write church music. In these early years, Graupner had a well-funded ensemble at his disposal, and was able to devote significant time to opera composition, alongside his work on cantatas and instrumental music. However, in 1719, this ideal situation began to deteriorate. Financial pressures forced reductions in the size of the ensemble, and obliged those remaining to secure secondary employment; these changes also led Graupner to cease operatic composition. Matters came to a head in 1722, leading to the best-known event in his career. After the death of Johann Kuhnau (1660–1722), the post of Thomaskantor in Leipzig became vacant. Though Bach would go on to take the position, he had not been the town council’s first choice. Telemann was the initial selection, but he withdrew from consideration after receiving a salary increase in Hamburg. This cleared the way for Graupner, the council’s second choice. But he was unable to secure release from his employment at Darmstadt, and was offered an increase in salary and benefits — combined with a guarantee that his salary would receive priority payment — leading him to withdraw from consideration. That he would be ranked by his contemporaries among the top composers in Germany at the time speaks to his considerable talent and reputation. So far as is known, he did not attempt to leave Darmstadt again. Graupner gives few details about his final decades in a letter to Johann Mattheson — written in May of 1740 for his Grundlage einer Ehrenpforte — except to say that he is extraordinarily busy. He says:
In the early 1750s, Graupner, by then in his late sixties, went blind — cantata composition ceased entirely after 1754 — and he died six years later. After Graupner’s death, the position of Darmstadt court Kapellmeister fell to Johann Samuel Endler. Unlike the instrumental music, the cantatas were seen as valuable for reuse in the court chapel, a purpose for which Endler evidently continued to use them. It appears that the manuscripts themselves were in the possession of Graupner’s children, and that Endler had to borrow the materials from them. However, sensing the value of this music, the heirs, who did not have any use themselves for this considerable quantity of music, sought to sell it to the Landgrave Ludwig VIII, the son of the man who initially hired Graupner. When this suggestion was put to the Landgrave, however, his response was less than positive: why should he, who had already paid Graupner a salary for the last fifty years, need to pay more for the music that he wrote during his tenure? Indeed the Landgrave seemed almost baffled that the heirs would even think to ask for compensation — his personal involvement ended here, and aides handled all further correspondence. In 1766, the heirs wrote again to the court, and this time enclosed a series of supporting materials, including a letter of support by the Gotha Kapellmeister Georg Anton Benda (1722–95). After laying out criteria to determine whether or not the works belong to the court or to the composer’s heirs — including whether ownership was contractually specified—Benda ultimately sided with the latter. One might argue that this document is part of the gradual development of the concept of intellectual property: the works are not mere occasional accompaniments, whose value dissipates after their initial performance, but rather they are the products of a creative mind, and they naturally belong to their creator, unless otherwise reassigned. This latest missive was evidently enough to convince the Landgrave’s advisors to offer 400 florins to the heirs, but this was dismissed by the Landgrave as being far too high. When Ludwig VIII died in 1768, the matter remained unresolved, and when his son, Ludwig IX, took the throne, the court musical establishment was changed so extensively that there was no longer any need of cantatas. As the descendants themselves gradually passed away, the music was slowly consolidated into the possession of Graupner’s niece Maria Luise Köhler (née Wachter). By the second decade of the nineteenth century, the value of the music had clearly changed in the eyes of its possessors, and, for that matter, in the eyes of its potential purchaser, Grand Duke Ludwig I (formerly known as Landgrave Ludwig X). Rather than being marketed for their utility value — their potential use in the court chapel — the heirs saw them as a cultural treasure for the territory, and appealed to the art- and music-loving duke on these terms. In a letter from March 1819, they refer to Graupner as a “famous composer” whose music is “particularly suitable for the collection of his royal highness.” (As had the first generation of heirs, this generation also tugged at the duke’s heartstrings, describing in detail their financial straits.) At last, this argument seems to have resonated: the duke purchased the music from Graupner’s heirs for the equivalent of 275 florins — almost half the amount contemplated some fifty years earlier. The music was entered into the court library’s nineteenth-century catalogues, but so far as is known, the music was unused, and simply sat in storage, unperformed and unstudied. The fire-bombing of Darmstadt on September 11, 1944 was enormously destructive: virtually the entire city, including the Residenzschloss, the site of the court library, was destroyed. Yet the music survived, having been evacuated to a safe storage location, outside the city, the previous year. When it returned to the city, after the war, it was now the instrumental music that was thought to be more valuable than the cantatas—the latter were simply tied into bundles, grouped together by annual cycle. Not until the 1970s, over two hundred years since Graupner’s death, were they properly repackaged, and this is how they remain today. In a real boon for scholars, the Technische Universität Darmstadt is digitizing its musical holdings. How far we have come from the locked cabinet of the 1760s. Today, there is something of a Graupner renaissance underway. Several recent recordings have featured his music. Likewise, in the last ten years or so, several dozen of his instrumental and vocal compositions have been published for the first time. There has been a commensurate increase in scholarly focus as well, led by, among others, Oswald Bill, Ursula Kramer, Christoph Großpietsch, and Beate Sorg. Admittedly, we are unlikely to see the complete publication or recording of his enormous oeuvre, but any work to bring to light the life and music of this fascinating and important figure in eighteenth-century music history is to be commended. © Evan Cortens/Beate Sorg 2017 Services (in German)
Christoph-Graupner-Gesellschaft e.V.The Christoph-Graupner-Gesellschaft is a registered non-profit association, founded in 2003 by an union of Darmstadt cultural politicians and experts. The primary objective of the association is the promotion and dissemination of the compositional work of Christoph Graupner, the longtime Kapellmeister at the court of Hesse Darmstadt. This is achieved by the organization and promotion of concerts, together with the scientific processing and dissemination through lectures, conferences and publications.
Read the articles of association (in German only). MembershipThe Christoph-Graupner-Gesellschaft (CGG) looks forward to welcoming new members who are interested in the music of the Darmstadt Court Chapel and would like to actively promote our work by supporting the planning and implementation of our projects or by passive membership. The CGG is recognized as a non-profit organization. Accordingly, membership fees and donations can be taxed. Since 2013 there are the following levels of membership:
Please use the following form to apply for membership (PDF). The PDF can be printed out and posted to the following address: Geschäftsstelle der Christoph-Graupner-Gesellschaft e.V. Or send it as signed scan (PDF or JPG) to: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Services (in German)
ResearchBibliographyTo be done SourcesAlmost all of the autographs Graupner's works, which are still extant and recognised, can be found in the collection of the University and State Library in Darmstadt, from the collection of the Hofkapellbibliothek of the first Grand Duke established about 50 years following Graupner's death. Within the scope of a large digitization project, not only all Graupner manuscripts of the ULB Darmstadt have been digitized, but also various compositions by other composers of the 18th century; they are available in the digital collections of the ULB. However, individual works are located outside of Darmstadt; the libraries of Frankfurt, Karlsruhe, Berlin and Paris belong to the owners of these additional compositions. Their locations can be easily identified using the RISM online catalog.
EditionsThe history of this corpus of Graupner's works begins in his lifetime. In the years 1718 and 1722, Graupner published collections of keyboard music in self-publishing (partitas on the Clavier, Monatliche Clavier-Früchte). From a third collection, also published in this way (Partitas Vier Jahreszeiten), only a partita (Vom Winter) in Darmstadt is preserved. While the Darmstadt-based singer and theater librarian Ernst Pasqué caused a renaissance of interest in the now forgotten Darmstädter Hofkapellmeister in the mid-nineteenth century he did not leave any practical notes, the early 20th century brought renewed interest and scholarship. Within the framework of the German monographs, which were first published in 1892, to further the course of newly established musicological research, selected works by composers of the German schools were published. In 1907 the first work by Christoph Graupner appeared: in volume 29/30 of the series - There was also a concerto for 2 trumpets, 2 oboes, 2 violins, viola and harpsichord. In 1926 the Darmstadt-based Graupner researcher Friedrich Noack published a double volume with a total of 17 cantatas of Graupner (Selected Cantatas). Since these ground-breaking editions were re-published between 1957 and 1960, it is possible to gain a clear overview of the compositions. These volumes published more than 70 years ago are now. It seemed that this preliminary work was having some impact through the monumental DDT series. At last the work of the Darmstadt Hofkapellmeister had been noticed, and musical scholars and performers began to be interested in Graupner's oeuvre in all its breadth. After Noack's cantata collection, the focus then switched completely to the instrumental work, which was obviously also to be brought closer to the wider musical world. Thus the first single editions appeared in close succession, and piece by piece all the major publishers included works by Graupner in their catalogues; a continuous cultivation of the Graupner's oeuvre is, however, only to be found for the Schott publishing house in Mainz (the first edition published there from 1939, the most recent of 2008). In detail, these are (links lead directly to editions of Christoph Graupner):
GWV Print versionAlready by the 1990s, plans and preparatory work for the compilation of a list of all works by Christoph Graupner was made. Funded by the Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), the work on the first part, the list of all instrumental works, was carried out in the department of music of the Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt (ULB) in the years 1999-2001, and finally brought to a final conclusion with the 2005 publication in Carus Verlag (in German):
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ImprintInformation according to §5 TMG (Germany): Headoffice: Universitäts- und Landesbibliothek Represented by: Prof. Dr. Ursula Kramer |
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Landgraf Ernst Ludwig bittet zum Tanz
Ausführende:
Datum: Samstag, 1. Dezember 2018, 19:30 Uhr
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RezeptionZur Rezeptionsgeschichte der Werke Graupners"Der Graupner bleibet" – mit diesem lapidaren Statement setzte der Darmstädter Landgraf Ernst Ludwig einst den Schlussstrich unter die heimlich verfolgte Bewerbung Graupners um das Amt des Thomaskantorats in Leipzig: Graupner kam aus Darmstadt nicht mehr weg. Weitere 30 Jahre lang wirkte er aktiv als Hofkapellmeister, weitere sechs Jahre verblieben ihm erblindet bis zu seinem Tod 1760. Schon bald darauf gerieten seine Werke in Vergessenheit. Zwar wurden all seine Manuskripte, die er während seiner langen Anstellung am Hof in Darmstadt geschrieben hatte, 1819 nach endlosem Rechtsstreit mit den Erben in den Bestand der Hofkapelle integriert, doch interessierte sich zu dieser Zeit bereits niemand mehr für das, was rund 100 Jahre zuvor musikalisch tonangebend gewesen war. Niemand wäre mehr auf die Idee gekommen, Graupnersche Werke zur Aufführung zu bringen. Dieses Schicksal des Darmstädter Hofkapellmeisters stellt allerdings keinen Einzelfall dar; Graupner erging es vielmehr wie einer ganzen Reihe komponierender Zeitgenossen, für die im frühen 19. Jahrhundert kein Platz mehr war und die erst nach und nach im Zuge eines verstärkten Interesses an historischer Aufführungspraxis langsam wiederentdeckt wurden. Verglichen mit manchem anderen Komponisten setzt die Rezeptionsgeschichte im Falle Graupners sogar schon erstaunlich früh – im mittleren 19. Jahrhundert – ein. Im Folgenden werden ihre wichtigsten Stationen abgeschritten. Graupner redivivus I: Der Darmstädter Opernsänger Ernst Pasqué als Musikhistoriker
Der Erste, der sich (freilich in seiner Zeit erfolglos) für die Wiederaufführung von Graupners Musik einsetzte, war der Opernsänger Ernst Pasqué. 1821 in Köln geboren und u.a. in Paris ausgebildet, entwickelte er im Rahmen seines Darmstädter Engagements ab 1845 neben dem Singen ein ausgeprägtes, auf die musikalische Lokalhistorie konzentriertes Interesse. Er betrieb – für damalige Verhältnisse innovativ, denn eine (musik)historische Rückbesinnung auf frühere Epochen setzte gerade erst ein – intensive archivalische Studien und förderte beispielsweise so den alten Anstellungskontrakt von Graupner wieder zu Tage; darüber hinaus aber vertiefte er sich auch in die inzwischen zur Hofbibliothek gehörenden Kompositionen Graupners, bildete sich ein stilkritisches Urteil und nahm eine grobe quantitative Auswertung seiner Kantaten vor. Seine Ergebnisse veröffentlichte Pasqué in der Darmstädter Zeitschrift Die Muse. Blätter für ernste und heitere Unterhaltung; dort erschien in den Jahren 1853 und 1854 als vielteilige Fortsetzung eine Skizze des Darmstädter Musiklebens am Hofe, beginnend mit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in der auch der Zeit und der Persönlichkeit Graupners breiter Raum gegeben wurde. Pasqué schloss seine Ausführungen mit dem Wunsch und einer ganz konkreten Aufforderung an die lokalen Gesangvereine, die eine oder andere Kantate Graupners wieder aufzuführen. War dieses Portrait Graupners vor allem für die Rezeption im Umkreis von Darmstadt bestimmt, so nutzte Pasqué zwölf Jahre später auch die Möglichkeit, überregional einer interessierten Öffentlichkeit den Namen des einstigen Hofkapellmeisters nahe zu bringen. In den Signalen für die musikalische Welt entwarf er ebenfalls eine Skizze der Graupnerschen Persönlichkeit, die allerdings deutlich kürzer ausfiel (nur fünf Fortsetzungsnummern) und als Einstieg – wohlüberlegt – die Konstellation der gescheiterten Bewerbung um das Thomaskantorat wählte. Darin wurden vor allem die Herkunft, die Ausbildung in Leipzig und die Hamburger Zeit näher ausgeführt, auf eine Darstellung der Darmstädter Jahre aber verzichtet – möglicherweise erschien der Leipziger Redaktion das Darmstadt-Kapitel der Graupnerschen Biographie als zu "provinziell", denn Pasqué teilt seiner Leserschaft in der letzten Folge mit, der ihm zugestandene Platz sei bereits erschöpft. Graupner redivivus II: Eine autographe Partitur in ParisUnter den wenigen originalen Graupnerschen Manuskripten, die außerhalb der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt aufbewahrt werden, befindet sich heute eine einzige Handschrift in der Bibliothèque nationale in Paris. Es ist die Partitur zur Kantate vom September 1712, Erforsche mich Gott und erfahre mein Herz. Während das Aufführungsmaterial (die Instrumental- und Singstimmen) zu diesem Werk in Darmstadt erhalten ist, wurde Graupners Partiturautograph offensichtlich in späterer Zeit aus dem Bestand herausgelöst und gelangte nach Paris. Den entscheidenden Hinweis für den Grund dieses Transfers liefert einer der beiden Besitz-Stempel, den das zweifelsfrei aus Darmstadt stammende Notenmanuskript trägt: Neben der Kennzeichnung "Conservatoire de Musique Paris. Bibliothèque" findet sich zudem der Aufdruck: "Collection Charles Malherbe". Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war die entscheidende Zeit für die Etablierung der Musikgeschichte und Musikwissenschaft. Dank des erwachten Geschichtsbewusstseins begann man nicht nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in Frankreich, sich der Musik vergangener Epochen zu erinnern, und dazu gehörte auch das Sammeln älterer Quellen. Charles Malherbe, 1853 in Paris geboren und durch die Eltern musikalisch vorgeprägt, wurde pianistisch ausgebildet und betätigte sich als Liebhaber-Komponist. Neben editorischen Arbeiten (er war Mitarbeiter der Rameau-Gesamtausgabe) betätigte er sich auch musikschriftstellerisch und verfasste Beiträge für die wichtigsten musikalischen Zeitschriften (Le Ménestrel, Le Guide Musical, Le Monde artistique etc.) Für die Nachwelt ist Malherbe jedoch in erster Linie als Sammler von Bedeutung geblieben. Von seiner Jugend an war er mit zwei wichtigen Persönlichkeiten des Pariser Musiklebens bekannt: mit Charles Nuitter, Archivar und Bibliothekar an der Opéra, und Jean-Baptiste Weckerlin, Bibliothekar am Conservatoire seit 1876. Auch Weckerlin war ein großer Sammler musikalischer Literatur; erhaltene Korrespondenz zwischen den beiden belegt die Bemühungen Malherbes, ältere Kompositionen zu beschaffen, die ihm in seiner Sammlung fehlten (Bibliothèque nationale, Briefsammlung Malherbe). Bereits 1890 setzte er die Bibliothek des Conservatoire als Erben für seine Manuskripte ein – demnach hatte er bereits zu diesem Zeitpunkt einen entsprechenden Bestand gesammelt. Im Jahr 1900 wurden – zeitgleich zur Weltausstellung – Malherbes Pretiosen im Kontext eines musikwissenschaftlichen Kongresses öffentlich ausgestellt. Sein Bestand umfasste Werke vom 17. bis zum 19. Jahrhundert; unter den Kompositionen des 18. Jahrhunderts befand sich eine ganze Reihe deutscher Provenienz, darunter Kantaten von Johann Sebastian Bach, Graun, Fasch, Fux und Graupner. Auf welchen Wegen Malherbe an die Darmstädter Kantate kam, bleibt noch zu klären. Dem Notenautograph ist ein dünnes Deckblatt vorangestellt, das einige Gerüstdaten – in deutscher Sprache – zu Graupner enthält, darunter das (unvollständige) Geburtsdatum, den Todestag sowie folgende weitere Hinweise: "Componist. Schüler Kuhnaus in Leipzig als Thomasschüler, 1706 Akkompagnist an der Hamburger Oper unter Keiser, 1709 Vizekapellmeister in Darmstadt, später erster Kapellmeister. Von ihm stammen verschiedene Opern." Von wem diese Hinweise stammen, ist ebenfalls unklar. In jedem Fall aber dokumentiert die Liste der von Malherbe erworbenen Musikalien älterer Zeit, dass er offensichtlich über die richtigen Kontakte verfügte, um sich eine entsprechend große Sammlung aufzubauen. Nach Malherbes Tod gingen die Musikalien wie festgelegt zunächst in den Besitz des Conservatoire über und gehören heute zum Bestand der Bibliothèque nationale. Graupner redivivus III: Von der Musikwissenschaft zur MusikpraxisMitte des 19. Jahrhunderts war Pasqués Aufforderung zur klingenden Wiederbelebung von Graupners Kompositionen noch ungehört verhallt; im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts setzte immerhin ein neues Interesse an der wissenschaftlichen Aufarbeitung seiner Musik ein. Nach Wilibald Nagel, der sich als erster in verschiedenen Publikationen mit Graupner, seinem Musiker-Kollegen Grünewald und der Situation am Darmstädter Hof ausführlicher beschäftigte und eine Studie über die Sinfonie bei Graupner vorlegte, (Wilibald Nagel, Christoph Graupner als Sinfoniker. Langensalza 1912 (= Musikalisches Magazin 49)), folgte mit Friedrich Noack (1890-1958) ein Darmstädter Musikwissenschaftler, der in Berlin mit einer Arbeit über Graupners Kirchenmusiken promoviert wurde; (Friedrich Noack, Christoph Graupners Kirchenmusiken. Ein Beitrag zur Geschichte der Musik am landgräflichen Hofe in Darmstadt. Leipzig 1915). Diese Studie war der Anfang der bis dato umfangreichsten Auseinandersetzung mit dem Schaffen des einstigen Hofkapellmeisters. Von 1920-27 ordnete und katalogisierte Noack die Musikalienbestände der Darmstädter Bibliothek neu und publizierte eine ganze Reihe weiterer Aufsätze zu Graupner und dem Darmstädter Musikleben (Christoph Graupner als Kirchenkomponist. (Begleitpublikation zu den Notenbänden der Denkmäler Deutscher Tonkunst, Leipzig 1926; "Die Opern von Christoph Graupner in Darmstadt". In: Bericht über den musikwissenschaftlichen Kongress in Leipzig 1925. Leipzig 1926, S. 252-259; "Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt als Komponist". In: Internationaler Musikhistorischer Kongreß, Beethoven Zentenarfeier Wien 1927. Wien 1927, S. 205-207). Dabei bemühte sich Noack insbesondere auch um die Datierung der zahllosen Instrumentalwerke, die, anders als die Kantaten, keine Jahresangaben trugen. Für die seit 1892 existierende große deutsche Musikalienanthologie, die Denkmäler Deutscher Tonkunst, traf er eine Auswahl bemerkenswerter Kantaten von Graupner, die er 1926 in zwei Bänden der Reihe herausbrachte (Friedrich Noack, Christoph Graupner. Ausgewählte Kantaten. (Bände 51 und 52 der Reihe), Leipzig 1926; Neuauflage Wiesbaden/Granz 1960). Es war die erste große, nach damaligem wissenschaftlichem Standard erarbeitete musikalische Edition Graupnerscher Werke, so dass die Nachwelt nun erstmals im Stande war, mithilfe eines gedruckten Notentextes den Komponisten und sein Schaffen gleichsam aus erster Hand kennenzulernen. Zugleich hatten es Graupners Kompositionen mit ihrer Aufnahme in die Denkmäler-Reihe geschafft, als wichtiges deutsches Kulturgut einer früheren Epoche anerkannt zu werden.
Parallel zur wissenschaftlichen Aufarbeitung von Graupners Oeuvre war es aber vor allem das Verdienst Noacks, die Kompositionen erstmals wieder zum Erklingen zu bringen; als Chorleiter und Dirigent verschiedener Ensembles nutzte Noack seine Möglichkeiten zur Programmgestaltung und machte die Darmstädter von 1920 an immer wieder auf ihr lokales Erbe aus der Residenzzeit aufmerksam. Zu einer ersten diesbezüglichen Initiative kam es im Oktober/November 1920, als er an mehreren aufeinanderfolgenden Wochenenden zunächst in Kirchenkonzert im nahen Roßdorf veranstaltete und dabei (neben eigenen Kompositionen und einer Motette aus dem 17. Jahrhundert) auch eine Kantate Graupners aufführte. Für das am Folgewochenende in der Martinskirche (deren Chor das ausführende Ensemble bildete, das Noack leitete) stattfindende Wiederholungskonzert hielt Noack wenige Abende zuvor eigens einen Einführungsvortrag, um die Zuhörer auf die für sie ungewohnten Klänge vorzubereiten. Als musikalische Umrahmung präsentierte er dabei selbst Ausschnitte aus einer Graupnerschen (?) Violinsonate und ließ darüber hinaus zwei Arien aus Kantaten singen. Der Zeitungsankündigung ist ferner zu entnehmen, dass auch im Instrumentalverein Musik von Graupner zur Aufführung gelangen sollte. Der Presse nach zu urteilen war das Konzert ein voller Erfolg: "Die Kirche war von einer andächtigen Zuhörergemeinde bis auf den letzten Platz besetzt; wie wir hören, soll das Konzert demnächst in der Pauluskirche wiederholt werden." Genau vierzehn Tage später stand beim Wiederholungskonzert dort abermals Graupners Kantate "Ach wie flüchtig, ach wie nichtig" → GWV 1157/28 auf dem Programm. Auch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurden dank der Initiative von Friedrich Noack bei Konzerten in Darmstadt immer wieder Werke von Graupner berücksichtigt; im Oktober 1925 gelangten in einem Lieder- und Arienabend im Kleinen Haus des Landestheaters neben einer Violinsonate auch zwei Arien aus der Oper La Costanza vince l’inganno zur Aufführung. Wenige Monate später, im Januar 1926, präsentierte Noack mit dem Darmstädter Kammerorchester, dessen Leitung er im Jahr zuvor übernommen hatte, ein gemischtes Instrumentalprogramm mit Werken des 18. Jahrhunderts; von Graupner befand sich eine Ouvertürensuite für Flöte, Streicher und Generalbass darunter. 1937 veranstaltete die Martinskirche eine Bach-Graupner-Feier, bei der jeweils eine Kantate der beiden Komponisten gespielt wurde. Man hatte dafür die drei Chöre von Martins- und Pauluskirche sowie der Madrigalvereinigung zusammengelegt – eine aus der Perspektive historisch informierter Aufführungspraxis kaum mehr vorstellbare Klangfülle, mit der die Werke seinerzeit erklangen! Ein Abend mit Alt-Darmstädter Kirchenmusik aus Anlass des 50jährigen Bestehens des Kirchenchors der Martinskirche präsentierte am 31. Januar 1938 in der Pauluskirche neben einer bereits früher aufgeführten Kantate "Ach wie nichtig, ach wie flüchtig" → GWV 1157/28 auch erstmals die Kantate "Die Wasserströme erheben sich" → GWV 1115/34. Im Rahmen von Gottesdiensten in der Martins- sowie der Schlosskirche kam es im April 1940 zur Erstaufführung der Kantate "Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust" → GWV 1147/11. Die Madrigalvereinigung brachte knapp zwei Jahre später (9. März 1942) ausschließlich Werke Darmstädter Provenienz zu Gehör: der Bogen wurde von Briegel über Graupner (Kantaten-Ausschnitte) zu den Brüdern Mangold und schließlich Willem de Haan gespannt. Auch dieses Konzert wurde von einem erläuternden Vortrag Noacks flankiert, dem es nach wie vor ein wesentliches Anliegen war, die Zuhörer entsprechend vorzubereiten. Graupner redivivus IV: Von der Denkmälerausgabe zur wirklichen PraxisDass offensichtlich neben Noacks Bemühungen in Darmstadt auch andernorts eine produktive Auseinandersetzung mit der Musik Graupners einsetzte, lassen die Funde von Handschriften in den Bibliotheken von Berlin und Frankfurt vermuten: Bei der Berliner Handschrift handelt es sich um eine Sonate für Flöte, Viola d’amore und Cembalo → GWV 202, bei den Frankfurter Manuskripten um drei Konzerte für eine bzw. zwei Soloviolinen und Streicher (→ GWV 337 bzw. → GWV 319 und → GWV 334). Die Frankfurter Abschriften werden auf die Zeit um 1930 datiert; der Kopist E. [?] Bauer könnte möglicherweise Moritz Bauer gewesen sein, der damalige Professor für Musikwissenschaft in Frankfurt, der die Kompositionen Graupners zu Studien-, Editions- oder auch Lehrzwecken angefertigt haben könnte. Denkbar ist auch, dass man die Werke im studentischen Kreis musizieren wollte. Spätestens seit der Wende zum 20. Jahrhundert hatte die Idee einer Rückbesinnung auf die älteren Epochen weite Kreise der musikalischen Praxis erreicht. In eigenen Konzertreihen wurde allmählich wieder zum Klingen gebracht, was beinahe 200 Jahre verstummt war. Was es mit der oben erwähnten Einzelüberlieferung von Graupners Sonate C-dur in Berlin auf sich hat, ließ sich bislang nicht klären.
Aber es scheint nicht ausgeschlossen, dass sie im Zusammenhang mit einem wichtigen Protagonisten der jüngeren Komponistengeneration und dessen musikalischen Aktivitäten steht: Paul Hindemith, der Frankfurter "Bürgerschreck", der nach dem Ersten Weltkrieg einerseits mit so mancher spätromantischen Idee und Konzeption von Musik brach, schenkte andererseits der Erinnerung und Wiederbelebung der älteren Musik in seinem Schaffen sowohl als Komponist, aber vor allem auch als Interpret, großen Raum. Es mag nur Zufall sein, dass es sich bei der Berliner Sonate um ein Werk handelt, bei der die Viola d’amore – ein spezifische Viola aus Graupners Zeit, die in der Folge ausstarb – besetzt ist. Immerhin aber entwickelte Hindemith selbst großes Interesse an diesem Instrument, ließ sich ein solches nachbauen und konzertierte auch darauf. Sowohl in Frankfurt als auch später in Berlin verantwortete Hindemith eigene Konzertreihen, die der Wiederbelebung alten Repertoires dienten. Dass es vor diesem Hintergrund sehr wohl denkbar ist, einen Zusammenhang mit der Berliner Graupner-Quelle zu vermuten, wird noch durch ein weiteres Faktum unterstützt: Hindemith hielt 1937 in der Geigenbauerstadt Cremona im Norden Italiens einen Vortrag über die Viola d’amore, in dem er auch auf Komponisten des 18. Jahrhunderts zu sprechen kam, die sich mit diesem Instrument eingehend befasst haben:
Demnach dürfte Hindemith Werke von Graupner gekannt haben – was angesichts der räumlichen Nähe von Darmstadt und Frankfurt auch nicht allzu verwunderlich wäre. Zumindest die erhaltenen Programme von Hindemiths Konzertserien mit älterer Musik geben allerdings diesbezüglich keinen weiteren Aufschluss – unter den aufgeführten Werken findet sich keines von Graupner – doch können Programmzettel womöglich auch verloren gegangen sein. Graupner redivivus V: Vereinnahmung für die falsche SacheEin eigenes wie problematisches Kapitel der Graupner-Rezeption stellen die Jahre 1942 bis 1944 im Dienst der offiziellen Kulturpolitik dar. Ohne konkreten Anlass wie Wiederkehr von Geburts- oder Todestag Graupners besann sich die Stadt Darmstadt auf "ihren" Kapellmeister unter Ernst Ludwig und Ludwig VIII. und stilisierte ihn zu einem "deutschen Künstler". Für Mai 1942 wurde das 1. Graupner Musikfest Darmstadt angekündigt – ignorierend, dass es Ähnliches, dabei rein in der Sache begründetes Engagement und nicht politisch motivierte Vereinnahmung längst durch Noack gegeben hatte. Der propagandistische Tenor war denn auch dabei nicht zu überhören. In der kleinen Begleitbroschüre zur Veranstaltung ließ sich der damalige Oberbürgermeister Wamboldt vernehmen:
Unter dem damaligen Darmstädter GMD Fritz Mechlenburg wurde ein überaus kompaktes zweitägiges Programm zusammengestellt, bei dem ausschließlich Werke Graupners zu hören waren: Ouverturen und Sinfonien bei der nachmittäglichen Eröffnungsveranstaltung im Kleinen Haus des Landestheaters (1944 zerstört) sowie mehrere Ouverturen, Konzerte und eine Sinfonie am ersten Abend ebenfalls im Kleinen Haus; dazwischen wurde eine Ausstellung in der Landesbibliothek eröffnet, dabei kam eine Triosonate zu Gehör. Am folgenden Tag wurden in einer "Morgenfeier" im Großen Haus des Theaters (Mollerbau) zwei Kantaten präsentiert, am Abend gab es dort nochmals ein instrumentales Programm, bestehend wiederum aus Sinfonien und immerhin vier Solokonzerten. Angesichts der Voraussetzungslosigkeit eines solchen Ereignisses hatte es Mechlenburg zunächst als vordringlichste Aufgabe angesehen, ein möglichst breites Spektrum Graupnerscher Kompositionen der Öffentlichkeit vorzustellen. Bereits im Kontext dieser ersten Graupner-Tage wurde die Idee einer Fortführung der Bemühungen um Graupner entwickelt, der Oberbürgermeister regte wenige Tage später die Einrichtung eines eigenen Graupner-Zimmers im Stadtmuseum an. Bereits ein Jahr danach fanden bereits die 2. Graupner Musiktage in Darmstadt statt. Sie erstreckten sich – nun noch ambitionierter – sogar über eine ganze Woche, dabei beschränkte man sich allerdings auf insgesamt fünf Abendveranstaltungen (ein Orchesterprogramm, zwei Kammermusikabende und zwei Chorkonzerte). Wiederum wurde die Erinnerung an Graupner in den Dienst nationalsozialistischer Propaganda gestellt: Bei der Eröffnung sprach OB Wamboldt vom "Bekenntnis zum deutschen Kunstschaffen, das selbst im totalen Krieg nach Möglichkeiten gefördert wird." (Frankfurter Anzeiger Nr. 43 vom 24. Mai 1943, S. 3). Die Initiatoren bemühten sich im zweiten Jahr um eine neue Akzentuierung der Graupner-Tage, diese sah zum einen eine stärkere Verortung Graupners in sein zeitgenössisches Umfeld im 18. Jahrhundert vor – indem neben den Kompositionen des Hofkapellmeisters auch Werke Bachs, Händels oder des Darmstädter Kapellmeisters Enderle zur Aufführung gelangten; zum anderen wurde aber auch eine bewusste Brücke zum gegenwärtigen Musikschaffen der eigenen Zeit geschlagen: Neben ein Kammermusikprogramm mit kleinbesetzten Sonaten und Cembalomusik Graupners trat ein eigener Abend mit modernen Kompositionen, darunter eine Ur- und eine Erstaufführung (Bodo Wolf, Septett bzw. Hans Simon, Trio für Violine, Viola und Violoncello). Vollends im Dienst der nationalsozialistischen Sache standen schließlich die dritten Graupner-Musiktage im Juni 1944. In der Grußadresse des Oberbürgermeisters für das Programmheft hieß es:
In allen drei Konzerten (die ersten beiden fanden im Kleinen Haus des Landestheaters, das letzte sogar im Großen Haus, dem von Georg Moller erbauten Großherzoglichen Hoftheater selbst statt) kam es tatsächlich zu einer direkten Gegenüberstellung von Kompositionen Graupners mit zeitgenössischen Werken von heute vollständig vergessenen Komponisten: Lieder eines Hermann Lahl oder die Hessische Spielmusik von Paul Zoll erlebten ausgerechnet bei den Graupner Musiktagen ihre Uraufführung. Zwar lag die Ausführung der Graupnerschen Programmteile erneut in den Händen von Fritz Mechlenburg, doch musste er sich die Leitung erstmals teilen; neben ihm traten Hermann Lahl, Siglinde Engelmann und vor allem Paul Zoll mit nationalsozialistischen Musikgruppen in Erscheinung: Das "Bannorchester 115 Darmstadt" war ebenso vertreten wie der "Mädelchor des Bannes 115". Spätestens bei diesen 3. Graupner-Musiktagen war damit jede künstlerisch-musikalische Unabhängigkeit verloren gegangen. Graupner redividus VI: Der 300. Geburtstag und die FolgenNach Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Herrschaft scheint es in Darmstadt um Graupner zunächst etwas stiller geworden zu sein; bei einer Graupner-Briegel-Feier im Oktober 1955 in der Stadtkirche war zumindest Friedrich Noack nur mehr mit einem Vortrag und nicht mehr als musikalischer Leiter beteiligt. Produktive Auseinandersetzung mit dem Werk des Hofkapellmeisters fand ab den 1950er Jahren wieder verstärkt in der Wissenschaft statt. Erste Examensarbeiten und Dissertationen der in Frankfurt wirkenden Peter Cahn und Lothar Hoffmann-Erbrecht begründeten eine neue Phase theoretischer Reflexion mit Graupners kompositorischen Schaffen, (Peter Cahn, Die Kontrapunktlehre in der Handschrift Christoph Graupners und ihre historische Stellung. Staatsexamensarbeit Frankfurt 1951; Lothar Hofmann-Erbrecht, "Johann [!] Christoph Graupner als Klavierkomponist". In: Archiv für Musikwissenschaft 19 (1953), S. 140-152; ders., Deutsche und italienische Klaviermusik zur Bachzeit. Studien zur Thematik und Themenverarbeitung in der Zeit von 1720-1760. Dissertation Jena 1951. Leipzig 1954). Eine Göttinger Doktorarbeit von 1963 befasste sich mit den Instrumentalkonzerten. Nach und nach erweiterte sich der Kreis der Musikforscher um Kollegen aus den USA und Australien, die damit jene Tendenz vorwegnahmen, welche sich in den 80er und 90er Jahren auch in der praktischen Beschäftigung mit Graupners Werken fortsetzte: Das Interesse an seinem Schaffen wurde insbesondere im Ausland immer größer, während in Darmstadt selbst immer weniger Bürger zu wissen schienen, wer Graupner eigentlich war. Um diesem Missstand abzuhelfen, setzte sich seit den 1970er Jahre ein rühriger Darmstädter Kantor, Karl-Heinz Hüttenberger, für die Wiederbelebung der Graupnerschen Musik auch innerhalb der Stadtgrenzen ein, erstellte für sein musikalisches Ensemble in der Auferstehungs-Gemeinde in Arheilgen neues Aufführungsmaterial, und brachte eine ganze Reihe der Kantaten erstmals wieder zum Klingen. 1983 kam endlich die Chance, Graupner jenseits des Dritten Reichs, ohne ideologische Vereinnahmung ins Zentrum einer großdimensionierten Gedenkveranstaltung stellen zu können: Am 13. Januar jährte sich sein Geburtstag zum 300. Mal. Dank der Initiative von Wolfgang Seeliger, Leiter des Konzertchors Darmstadt, und Oswald Bill, damaliger Leiter der Musikabteilung der Hochschul- und Landesbibliothek, konnten so die ersten unabhängigen Graupner Musiktage in Darmstadt begangen werden. Das Generalthema der zweitägigen Veranstaltung lautete "Christoph Graupner und die Musik seiner Zeit"; in einem dichtgedrängten Programm wurde der Hofkapellmeister mit einem Querschnitt aus seinem Schaffen präsentiert – neben einem Kammer- und einem Orchesterkonzert sowie einem Cembalo-Recital gelangten gleich in drei Darmstädter Kirchen Kantaten Graupners zur Aufführung. Im abschließenden Chorkonzert wurden Kantaten von Bach, Graupner, Telemann und Fasch einander gegenübergestellt. Einzelne Vorträge von Graupner-Experten rundeten das ambitionierte Programm ab, und im Anschluss an die Festtage wurde eine grundlegende Publikation zu Graupner als Darmstädter Hofkapellmeister vorgelegt. Im Vorwort zum Programmbuch, das die Festtage 1983 begleitete, sprach Wolfgang Seeliger vom "verborgenen musikalischen Schatz" der Graupnerschen Werke, den es endlich zu heben gelte – und er stellte zugleich die Frage nach der Berechtigung, einen Komponisten nach so vielen Jahren "der Vergessenheit zu entreißen". In der Tat war Graupner 1983 noch immer eine Art "Geheimtipp". Das Darmstädter Graupner-Wochenende setzte hier einen beachtlichen Akzent – wenngleich man seinerzeit noch nicht wirklich auf dem neuesten Stand angekommen war, indem man die Werke nach wie vor auf modernen Instrumenten und nicht auf rekonstruierten Nachbauten historischer Vorbilder oder gar alten Geigen oder Celli präsentierte. Das änderte sich erst 15 Jahre später, als Oswald Bill am 12. September 1998 ein Ensemble nach Darmstadt einlud, das Graupner auf historischen Instrumenten interpretierte: Erstmals erklangen in der Stadtkirche durch das Ensemble Antichi Strumenti Kantaten und Solokonzerte Graupners in wirklicher Annäherung daran, wie sie – zu ausgesuchten Gelegenheiten, wenn sie nicht in der Schlosskirche musiziert wurde – dort mehr als 250 Jahre zuvor zuletzt musiziert worden sein dürften. Zwei Jahre später, am 20. September 2000, war das Ensemble erneut in Darmstadt zu Gast. Auch dieser Abend, der ebenfalls unter der Leitung von Oswald Bill stand, war ausschließlich Graupner gewidmet; neben zwei Kantaten erklangen ferner zwei Konzerte für zwei Trompeten und Pauken sowie für Fagott. Längst war um die Jahrtausendwende das Interesse an Graupners Musik überall auf der Welt erwacht; Anfragen an die Musikabteilung zwecks Herstellung von Notenkopien häuften sich, und in der Folge kam es zunehmend zu Einspielungen seiner Werke. Auch die Forschung erhielt neuen Schub: Unter der Leitung von Oswald Bill wurde dank finanzieller Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft das Graupner-Werke-Verzeichnis in Angriff genommen, dessen erster Teil (Instrumentalwerke) schließlich im Jahr 2005 der Öffentlichkeit in einer stattlichen Druckausgabe vorgestellt werden konnte. Nachtrag: Auch in der ehemaligen DDR begann in den 1970er und 1980er Jahren die Wiederentdeckung der Werke Graupners. Wolfgang Hofmann (1928-2019), wie Graupner, mit dem er sogar verwandt war, aus Kirchberg in Sachsen stammend, seit 1959 Kantor an St. Nikolai in Leipzig. Schon früh wandte er sich der historisch informierten Aufführungspraxis zu und brachte vergessene Werke der älteren Musikgeschichte zur Wiederaufführung. 1983, zur Wiederkehr des 300. Geburtstags von Graupner, führte Hofmann in der Nikolaikirche am 23. April 1983 drei Kantaten aus Graupners Passionszyklus von 1741 auf: "Christus, der uns selig macht" → GWV 1121/41, "Jesus, auf dass er heiligte das Volk" → GWV 1126/41 und "Nun ist alles wohlgemacht" → GWV 1127/41. (Information von Holger Poitz, Reinstädt, mit herzlichem Dank). Graupner redivivus VII: die Gründung der Graupner-Gesellschaft
Es war eine vergleichsweise spät eingelöste Verpflichtung gegenüber dem womöglich wichtigsten Musiker, den die Darmstädter Residenz je gehabt hat, dass sich im Jahr 2003 endlich eine Christoph-Graupner-Gesellschaft in Darmstadt gründete. Zu den Mitgliedern der ersten Stunde gehörten neben den kirchenmusikalisch aktiven Karl-Heinz Hüttenberger und Oswald Bill auch Darmstädter Bürger wie Michael Hüttenberger, die vor allem durch ihr kommunalpolitisches Engagement das Anliegen der Förderung und Bewahrung von Graupners musikalischem Schaffen für die Nachwelt in die städtischen Gremien hineintragen konnten und dadurch wichtige Grundlagenarbeit für das im Jahr 2010 anstehende große Gedenkjahr zum 250. Todestag leisteten. Dass das erste Konzert im Gründungsjahr der CGG erneut vom Ensemble Antichi Strumenti unter Oswald Bill bestritten wurde und Kantaten und Instrumentalmusik in Erstaufführungen präsentierte, stellte eine gelungene Kontinuität zur Darmstädter Graupner-Pflege vor 2003 dar. Zu den Anliegen der Graupner-Gesellschaft gehört aber nicht nur die Förderung und Organisation von Konzerten, sondern auch die intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit seinem musikalischen Schaffen. Seit der Gründung sind bislang [Stand: Ende 2014] acht Nummern der Mitteilungen der Christoph-Graupner-Gesellschaft erschienen, und zum Kreis der bewährten Autoren stoßen inzwischen jüngere Fachkollegen und DoktorandInnnen hinzu, die ihre Forschungen in diesem Forum erstmals einer größeren Öffentlichkeit vorstellen. Den Höhepunkt in der Geschichte der noch jungen Graupner-Gesellschaft bildet aber zweifellos das Jahr 2010 mit seinem großen Gedenkwochenende und seinen drei sehr unterschiedlichen Konzerten, abgestimmt auf drei intensive Symposiumstage, gewidmet der Geschichte der hessischen Residenz, Graupners Opern und seinen Sinfonien. Aber auch an der von der Darmstädter Hofkapelle zur Aufführung gebrachten szenischen Version der Oper Berenice und Lucilla hatte die Christoph-Graupner-Gesellschaft durch Werkauswahl, begleitende Edition und dramaturgische Kooperation wesentlichen Anteil. Die Resonanz auf die auch von Stadt und Land unterstützten Veranstaltungen war vielfältig und überaus positiv; die Graupner-Gesellschaft nimmt dies zum Anlass, um auch in den kommenden Jahren durch größere und kleinere Veranstaltungen für das Werk des einstigen Hofkapellmeisters in Darmstadt und über die Stadtgrenzen hinaus einzutreten. © Ursula Kramer 2010 |
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Von unaussprechlicher Vollkommenheyt
Ausführende:
Datum: Samstag, 9. September 2023, 19.00 Uhr
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