Christoph-Graupner-Gesellschaft

 

 

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GWV 725
 
Concerto a Flaut. Tr. Viola d'Amore. 2 Violin Viola / Fagotto e Cembalo.
411-36 Concerto

 

Einträge bei CD-Einspielungen, Videos, Büchern, Dissertationen, usw.

 
Christoph Graupner - Concerto for viola d'amore and flute
  • Concerto d-moll für Traversflöte und Viola d'amore, 2 Violinen, Fagott und Cembalo725">GWV 725
Interpreten:
  • Donald Maurice (Viola d'amore), Ewa Murawska (Flöte)
  • Orkiestra Ars Longa, Leitung: Eugeniusz Dąbrowski
  VIDEO
 
Christoph Graupner: For viola d'amore & more
Christoph Graupner (1683-1760):
  • Christoph Graupner (1683-1760): Concerto D-Dur für Viola d'amore, Viola und B.C.GWV 317
  • Christoph Graupner (1683-1760): Concerto d-moll für Flöte, Viola d´amore, zwei Violinen, Viola und B.C.725">GWV 725
  • Jerzy Dobrzański (1928-1998): Concerto for viola d'amore and orchestra 'in the baroque style'
  • Christoph Graupner (1683-1760): Concerto A-Dur für Viola d'amore, Viola und B.C.GWV 339
  • Christoph Graupner (1683-1760): Concerto D-Dur für Viola d´amore, zwei Violinen, Viola und B.C.GWV 314
Interpreten:
  • Donald Maurice (Viola d'amore), Marcin Murawski (Viola), Ewa Murawska (Flöte)
  • Orchestra Ars Longa, Leitung: Eugeniusz Dąbrowski

CD 2756
CD
 
Ich schlief, da träumte mir
  • Carl Philipp Emananuel Bach (1683-1760): La Stahl Wq. 117 Nr. 25; An den Schlaf Wq. 202 / La memoire raisonnee Wq. 117 Nr. 30; Variationen über "Ich schlief, da träumte mir"
  • Wilhelm Friedemann Bach (1710-1784): Reveille; Fantasia
  • Christoph Graupner (1683-1760): Sommeille aus Partita G-Dur "Februarius"GWV 110
  • Christoph Graupner (1683-1760): Sommeille aus Partita VIII F-DurGWV 108
  • Johann Caspar Ferdinand Fischer (1656-1746): Uranie aus Musicalischer Parnassus"
  • Johann Sebastian Bach (1685-1750): Präludium c-moll BWV 921
  • Johann Sebastian Bach (1685-1750): Lied Komm süßer Tod BWV 478
  • Johann Kuhnau (1660-1722): Suonata quarta "Hiskia agonizzante e risanato"
  • Johann Balthasar Kehl (1725-1778): Lied "Wie schön leuchtet der Morgenstern"
Interpreten:
  • Anne Marie Dragositis (Clavecin)

CD 2759
CD
 
In Dulci Jubilo
  • Christoph Graupner (1683-1760): Aria "Kommst du großer Weltenretter" aus der Kantate "Machet die Tore weit" → GWV 1101/27
  • Johann Schelle (1648-1701): Nun komm der Heiden Heiland
  • Johann Wolfgang Franck (1644-1710): Ich freu´ mich, dass ich find. Jesu meine Gabe. Der Wohltat viel, das Jahr ist lang.
  • Michael Praetorius (1571-1621): In dulci jublio
  • Johann Hermann Schein (1586-1630): Quem pastores laudavere
  • Johann Philipp Krieger (1649-1725): O Jesu, mein Leben
  • Heinrich Iganz Franz Biber (1644-1704): Mystery Sonata No. 3 "The Nativity"
  • Georg Christian Schemelli (1678-1762): Ich steh´ an deiner Krippen hier. O Jesulein suss. Ich freue mich in dir.
  • Johann Heinrich Schmelzer (1623-1680): Sonata á 3 "Lanterly"
  • Michael Praetorius (1571-1621): Musae Sioniae, Vol. 6: Geborn ist Gottes Sohnelein, zu Bethlehem ein Kindelein
  • Johann Hermann Schein (1586-1630): Vom Himmel hoch da komm ich her
Interpreten:
  • Alex Kohler (Altus)
  • Lautten Compagney Berlin

CD 2032
CD
 
Klangraum Schloss Favorite Rastatt Galanterie
  • Christoph Graupner (1683-1760): Concerto D-Dur für Viola d´amore, zwei Violinen, Viola und B.C.GWV 314
  • Friedrich Wilhelm Heinrich Benda (1745-1814): Concerto für Flöte in G-Dur, Op. 4.1
  • Georg Philipp Telemann (1681-1767): Concerto für Viola in G-Dur, TWV 51:G9
  • Christoph Graupner (1683-1760): Concerto d-moll für Flöte, Viola, zwei Violinen, Viola und B.C.725">GWV 725
Interpreten:
  • Jochen Baier (Flöte), Kilian Ziegler (Viola), Agata Zieba (Viola)
  • Quantz Collegium, Leitung: Jochen Baier

CD 2762
CD

 

Sonstiger Content

       
"Galanterie": Festliche Serenaden Schloss Favorite
  • Georg Philipp Telemann (1681-1767): Concerto G-Dur TWV 51:G9
  • Friedrich Wilhelm Heinrich Benda (1745-1814): Concerto D-Dur op.4.1 für Flöte, zwei Violinen, Viola und B.C.
  • Christoph Graupner (1683-1760): Concerto D-Dur für Viola, zwei Violinen, Viola und B.C.GWV 314
  • Carl Hermann Heinrich Benda (1748-1814): Concerto F-Dur für Viola, zwei Violinen, Viola und B.C.
  • Christoph Graupner (1683-1760): Concerto d-moll für Flöte, Viola, zwei Violinen, Viola und B.C. → 725">GWV 725

Ausführende:

  • Jochen Baier (Flöte), Ines Then Bergh (Violine), Boriana Baleff (Violine), Agata Zieba (Viola), Kilian Ziegler (Viola), Regina Wilke (Violoncello), Slobodan Jovanovic (Cembalo), Leitung: Jochen Baier

Datum: Freitag, 19. Mai 2018, 20.00 Uhr; Samstag, 20. Mai 2018, 20.00 Uhr; Sonntag, 21. Mai 2018, 19.00 Uhr
Ort: Schloß Favorite Rastatt (D)
Veranstalter: Quantz-Collegium e.V.

→ Konzertarchiv
       
Biographie

Christoph Graupner – Eine Biographie

Darmstädter Residenz 
Großherzogliche Residenz zu Darmstadt vom Opernhaus gesehen

Als im Juli 1709 die erste Kantate von Christoph Graupner ("Süßer Tod" → GWV 1148/09) in Darmstadt im Rahmen eines sonntäglichen Gottesdienstes erklang, ahnte der Komponist selbst vermutlich am wenigsten, dass er bis an sein Lebensende (51 Jahre später!) in Diensten der Darmstädter Landgrafen bleiben und die kleine Residenz im Südhessischen nicht mehr verlassen sollte. Wohl zu Beginn des Jahres 1709 war es zur Vertragsunterzeichnung mit seinem neuen Dienstherrn gekommen, und Graupner begann seine Tätigkeit in Darmstadt zunächst als Vize-Kapellmeister unter dem noch amtierenden Wolfgang Carl Briegel.

Erst 1711 rückte Graupner an die Spitze der Hofkapelle; fortan war er der Hauptverantwortliche für die Musik am Darmstädter Hof. Er hatte dafür zu sorgen, dass für alle Belange, zu denen Musik benötigt wurde, entsprechende Kompositionen vorhanden und zur Aufführung bereit waren. Neben dem eigentlichen Komponieren hatte Graupner – unterstützt von Mitgliedern der Kapelle – das Aufführungsmaterial, die einzelnen Stimmen, aus der Partitur herauszuschreiben. Und es musste geprobt werden – wenn auch nicht vergleichbar mit modernen Standards, so hatten die Musiker doch zumindest vor dem Sonntags-Gottesdienst die neuen Noten kennenzulernen und durchzuspielen.

Von Hamburg nach Darmstadt

Hamburg, Oper am Gänsemarkt
Hamburger Oper am Gänsemarkt (1677-1757)
Zeichnung von Peter Heineken 1726 (Staatsarchiv Hamburg)

Landgraf Ernst Ludwig war in Hamburg auf den jungen Christoph Graupner aufmerksam geworden; dieser wirkte seit Herbst 1706 als Cembalist im Orchester des damals berühmten Opernhauses am Gänsemarkt. Daneben komponierte Graupner auch für die dortige Bühne eine Reihe von Opern. Nur der kleinere Teil ist allerdings überliefert; von einigen Stücken sind nur mehr die Titel und die Libretti bekannt.

Ernst Ludwig war ein Liebhaber der Oper – und es ging ihm vor allem darum, "zuhause" in Darmstadt Ähnliches zustande zu bringen, was er zuvor auf den Brettern des Gänsemarkttheaters hatte sehen und hören können: moderne Opernaufführungen, mit hervorragenden Sängern und entsprechend prachtvoller Ausstattung des Bühnengeschehens – und natürlich einer Musik, die der Dramatik des Geschehens gerecht wurde und die Affekte von Wut über Leidenschaft bis zur Trauer und Verzweiflung überzeugend in Töne umsetzen konnte. Ernst Ludwig sah in Graupner den Richtigen für seine Ambitionen in Darmstadt.

Doch die Visionen, die der Darmstädter Landesherr angesichts der spektakulären Hamburger Aufführungen für seine eigene Residenz entwickelt haben mochte, stießen in der Realität der kleinen Residenz schon recht bald auf Widerstände. Schwerer als die (von der Familie und nahestehendem politischen Berater vorgebrachten) moralischen Einwände gegenüber den allzu weltlichen Vergnügungen des Theaters dürfte für Ernst Ludwig die zunehmend desaströse finanzielle Lage seiner Landgrafschaft gewogen haben. Nach einer vergleichsweise ambitionierten Anfangsphase wurden die Opernaufführungen immer weniger und 1719 schließlich ganz eingestellt.

Alternative: Zurück nach Leipzig?

Kein Wunder, dass sich Graupner wenige Jahre später nach einem neuen beruflichen Wirkungskreis umsah. Es zog ihn dorthin zurück, von wo er einst gekommen war: nach Leipzig.

1683 im sächsischen Kirchberg geboren, folgte Graupner zunächst seinem ersten musikalischen Lehrer nach Reichenbach im Vogtland, bevor er in die Leipziger Thomasschule eintrat. Im Anschluss an seine schulische Ausbildung nahm er das Jurastudium an der Leipziger Universität auf. 1706 verließ er jedoch aufgrund der instabilen politischen Verhältnisse (Auseinandersetzungen Sachsens mit Schweden) die Stadt in Richtung Hamburg, hatte aber vor, bald zurückzugehen. Daraus wurde freilich zunächst nichts; zunächst kam die Anstellung an der Gänsemarktoper und schließlich das Engagement nach Darmstadt dazwischen. Nun aber, rund 16 Jahre, nachdem er Sachsen verlassen hatte, bot sich die Chance auf dauerhafte Rückkehr: Johann Kuhnau, lange Jahre Organist an der Thomaskirche und seit 1701 Thomaskantor, war im Juni 1722 gestorben. Graupner hatte als Schüler der Thomasschule einst bei ihm Unterricht auf dem Clavier und in Komposition erhalten.

Die Aussicht, Nachfolger des einstigen Lehrers werden zu können, mochte für Graupner ebenso ein Kriterium für seine Bewerbung gewesen sein wie die Tatsache, dass es sich nicht um irgendeine Kantorenstelle, sondern die der berühmten Thomaskirche in Leipzig handelte. Zudem dürfte die zunehmend unattraktive Position am Darmstädter Hof – nach der Aufgabe der Oper blieb Graupner neben kleinerer Kammermusik vor allem die Kantatenkomposition für die Sonntagsgottesdienste – eine wichtige Motivation für den angestrebten Wechsel gespielt haben. Heimlich, unter Vortäuschung eines falschen Ziels, begab sich Graupner nach Leipzig und schrieb dort vor Ort die gewünschten Probekompositionen – zur Zufriedenheit der Prüfungskommission, und einer Verpflichtung als Thomaskantor stand eigentlich nichts mehr im Weg – bis auf das letzte Wort, das bei Ernst Ludwig, dem Darmstädter Dienstherrn, lag. Diesem nun scheint es durchaus nicht gefallen zu haben, seinen renommierten Kapellmeister zu verlieren, war doch ein herausragender Musiker ein kulturelles Prestigeobjekt ersten Ranges, auf das man nicht so ohne weiteres verzichtete – und so kam es, dass Graupner schließlich doch in Darmstadt blieb, nicht ohne dass ihm allerdings sein Bleiben durch eine gehörige Gehaltsaufbesserung "versüßt" wurde und er damit zu einem der am besten bezahlten Kapellmeister seiner Zeit avancierte.

"Der Graupner bleibet" – in Darmstadt

Weitere 30 Jahre versah dieser in der Folge seine Tätigkeit in der Residenz von Hessen-Darmstadt, bevor er um den Jahreswechsel 1753/54 seine letzten Kantate in Angriff nahm, die für den Geburtstag Ludwigs VIII. im April 1754 bestimmt war: Das Augenlicht hatte Graupner unwiederbringlich verlassen, und während der verbleibenden sechs Lebensjahre blieben ihm allenfalls hier und da administrative Aufgaben. Wie aber hat sein (musikalisches) Leben in Darmstadt nach dem nicht vollzogenen Wechsel 1723 ausgesehen? Viel ist es nicht, was an belastbaren Informationen zur Verfügung steht, erhalten ist aber eine außerordentlich hohe Anzahl an Kompositionen. Neben der Kirchenmusik schrieb Graupner Kantaten auch zu weltlichen Anlässen, aber auch überaus zahlreiche Instrumentalmusiken der verschiedensten Gattungen.

Nach allem, was wir wissen, lebte er fortan in Darmstadt ein sehr hermetisches Leben, Reisen bzw. Aufenthalte jenseits der Residenz sind so gut wie nicht bekannt. Die Abgeschiedenheit hieß aber noch lange nicht, dass Graupner nicht sehr wohl über den aktuellen Stand in Sachen Kompositionsgeschichte informiert gewesen wäre. Zahlreiche Abschriften von Werken anderer Kollegen, die keinesfalls direkt mit dem Darmstädter Hof in Verbindung zu bringen sind, die Graupner aber eigenhändig abschrieb und davon sogar Aufführungsmaterial erstellte belegen die aktive Rezeption fremder Werke durch die Darmstädter Musiker.

Autograph Christoph Graupner
Autograph von Christoph Graupner:
Concerto F-Dur für Traversflöte, Viola d'amore,
Chalumeau, Streicher und B.C., GWV 327
(Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt)

Vor allem aber schuf Graupner eine Fülle an Werken für seine Hofkapelle; dabei lassen sich seine Kompositionen durchaus als Gradmesser der Fähigkeiten der einzelnen Musiker lesen: Anspruchsvolle solistische Partien lassen auf entsprechende Leistungsfähigkeit der jeweiligen Kapellmitglieder schließen.

Ob Graupner mit seiner Darmstädter Stelle zufrieden war?

Nach allem, was wir aus seinen (wenigen) persönlichen Äußerungen wissen und nach dem, was sich aus seinen Manuskripten schließen lässt, war er ein überaus fleißiger, korrekter, gewissenhafter, akribischer "Arbeiter", der seine Dienstverpflichtungen mehr als ernst nahm und der deshalb wohl des Öfteren auch mit seinem Dienstherrn haderte. Sowohl Ernst Ludwig als auch dessen Sohn und Nachfolger Ludwig VIII führten ein eher unstetes Leben jenseits der Darmstädter Residenz und präferierten die Reisekutsche bzw. die Jagd. 1739 starb nicht nur Graupners erster Dienstherr Ernst Ludwig, sondern auch sein Vize-Kapellmeister Gottfried Grünewald (1673-1739), und Graupner war ab diesem Zeitpunkt alleinverantwortlich für die sonntäglichen Kantaten – eine Pflicht, die ihm zu einer veritablen Last wurde, wie er in seiner für Johann Matthesons Ehrenpforte verfassten Selbstbiographie schreibt. Unterstützt wurde Graupner fortan von Johann Samuel Endler (1694-1762), der nach Graupners Tod offiziell das Amt des Hofkapellmeisters übernahm.

Als Bedienste des Hofes waren Musiker seinerzeit – da wurde zwischen Kapellmitgliedern und ihrem musikalischen Leiter kaum ein Unterschied gemacht – Kultur"besitz" des jeweiligen Regenten, der für diesen mitunter mit einer Exklusivität einherging, die jegliche Außenwirkung unterband. So geschehen im Fall von Haydns erstem Dienstherrn, scheint dies auch für die Darmstädter Verhältnisse durchaus im Bereich des Möglichen. Damit ließe sich auch plausibel erklären, warum außerhalb von Darmstadt so gut wie keine weiteren musikalischen Werke Graupners erhalten sind (bzw. für die wenigen externen Überlieferungen sind die Provenienzen nachvollziehbar und schwächen die Exklusivitätstheorie nicht).

Es scheint, als habe sich Graupner 1723 klaglos in sein Schicksal gefügt; immerhin ermöglichte ihm die finanzielle Besserstellung auch die (vermeintliche) Absicherung seiner persönlichen Verhältnisse (die notorische Geldnot am Darmstädter Hof ließ auch ihn – wiewohl gegenüber allen anderen Kapellmitgliedern deutlich bevorzugt – später immer wieder auf sein Gehalt warten); er hatte bereits 1711 Sophie Elisabeth Eckard, die Tochter eines Pastors aus Bischofsheim, geheiratet und war 1723 bereits Vater von vier Kindern; drei weitere folgten zwischen 1725 und 1732. Im Vergleich zu einem möglichen Wirkungskreis als Kantor in Leipzig blieb Graupner als Hofkapellmeister in Darmstadt ein größerer Abwechslungsreichtum in seinem musikalischen Schaffen: Wenngleich auch bei ihm das Kantatenwerk im Zentrum stand, beinhaltete die Tätigkeit am Hof aber in weit größerem Maße auch das Schreiben von Instrumentalmusik, die als höfische Unterhaltung selbstverständlicher Bestandteil der Residenzkultur war.

© Ursula Kramer 2014

 
Biographie
       
Cupid and Death
  • Reinhard Keiser (1674-1739): Sinfonia aus der Oper "Der lächerliche Prinz Jodelet"
  • Reinhard Keiser (1674-1739): Arie "Artige Kinder, seht mich an!“ aus der Oper "Der lächerliche Prinz Jodelet"
  • Reinhard Keiser (1674-1739): Arie "Leon feroce" aus der Oper "Der lächerliche Prinz Jodelet"
  • Christoph Graupner (1683-1760): Sinfonia aus der Oper"Antiochus und Stratonica" → GWV 1002
  • Christoph Graupner (1683-1760): Arie "Godi pur di pace tranquilla“ aus der Oper"Antiochus und Stratonica" GWV 1002
  • Reinhard Keiser (1674-1739): Arie "Wertes Glück" aus der Oper "Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus"
  • Christoph Graupner (1683-1760): Arie "Pur vi baccio" aus der Oper"Dido, Königin von Carthago" GWV 1001
  • Christoph Graupner (1683-1760): Ouverture A-Dur: 1. Satz (Allegro)GWV 474
  • Christoph Graupner (1683-1760): Arie "Solo per te" aus der Oper "Berenice und Lucilla" GWV 1009
  • Christoph Graupner (1683-1760): Arie "Spirti feroci" aus der Oper "Berenice und Lucilla" GWV 1009
  • Christoph Graupner (1683-1760): Kantate "Kommet herzu lasset uns dem Herrn frohlocken": Arie "Gott sei Dank"GWV 1174/28
  • Christoph Graupner (1683-1760): Partita f-moll "Junius" aus den monatlichen Clavierfrüchten → GWV 114
  • Christoph Graupner (1683-1760): Kantate "Angenehmes Wasserbad": Bass-Solo-Arie → GWV 1104/11c
  • Reinhard Keiser (1674-1739): Arie "Hertz und Fuß eilt mit Verlangen“ aus der Oper "Der Carneval von Venedig"
  • Antonio Vivaldi (1678-1741): Sinfonia, 1. Satz aus dem Dramma per musica "L´Olimpiade" RV 725
  • Antonio Vivaldi (1678-1741): Arie "Se prescritta in questo giorno" aus der Oper "Motezuma"
  • Christoph Graupner (1683-1760): Ouverture A-Dur: 6. Satz "La Calma" → GWV 474
  • Antonio Vivaldi (1678-1741): Arie "Dov’e la figlia" aus der Oper "Motezuma"

Ausführende:

  • David Pichlmaier (Bass)
  • Concentus 1709: Mechthild Karkow, Anna Kaiser, Megan Chapelas und Kerstin Fahr (Violinen), Ursula Plagge-Zimmermann (Viola), Marie Deller (Violoncello), Matthias Scholz (Violone), Laurent Benoit (Oboe), Susanne Kohnen (Oboe), Flóra Fábri (Cembalo)

Datum: Sonntag, 9. Februar 2020, 20:00 Uhr
Ort: Welfensaal des Bürgerzentrums, Waiblingen (D)
Veranstalter: Bürgerzentrum Waiblingen

 

→ Konzertarchiv
   
Film über die Viola d´amore

Graupner und die Viola d´amore

Zusammenfassung des unten angegebenen Films in einer 15-Minuten-Bearbeitung. Sie wurde im Rahmen der Veranstaltung "Tagung und Konzert: Ernst Ludwig Landgraf von Hessen-Darmstadt Sänger, Tänzer, Komponist" am 30.11.2018 unter Anwesenheit von Donald Maurice dem Fachpublikum präsentiert (Beiträge im Film in Englisch).

Enthaltene Graupner-Stücke: 

Ganzer Film: https://youtu.be/fX9xUrzhfos

Ausführende:

  • Donald Maurice (Viola d´amore), Marcin Murawski (Viola), Ewa Murawski (Flöte)
  • Orchestra Ars Longa, Leitung: Eugenuisz Dabrowski

Ort/Datum:

  • Owinska, Polen; 1.-5. Juni 2018

Team:

  • Anna Kochnowicz-Kann (Skript, Direktor)
  • Miroslaw Kubiak (Direktor Photographie)
  • Adam Kubiak, Pawel Rybarzyk (Kamera)
  • Waldemar Korzyb (Ton)
  • Adam Kubiak (Beleuchtung)
  • Tomasz Jarosz (Bearbeitung, Postproduktion, Grafik)
  • Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! (Konzept)
  • Marcin Murawski (Projektmanager)
  • Ang Seow Wei (zusätzliche Kameraarbeit)
  • Marcin Murawski (assoziierter Produzent)
  • Grzegorz Stec (Tonmeister, Mastering)
  • Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! (Orchesterdirektor)
  • Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! (Herausgeber)
  • Magdalena Wolinska (Management)
  • Jan A. Jarnicki (künstlerischer Leiter und Produzent)
  • Marlgorzata Loza-Lipszyc (künstlerische Leiterin)
  • Malcom Henbury-Ballan (Beratung)
  • Parisch Church in Owinska von Grzegorz Stec (Titelbild)

Projektfinanzierung:

Co-Finanzierung:

  • Bezirk von Poznan (Polen) innerhalb der Aufgabe "Baroque Music of Owinska" und Bezirk Starost Jan Grabkowski
  • Stadt Poznan innerhalb der Aufgabe "New Zealand in Poznań"

Spezieller Dank an:

  • Victoria University of Wellington (Neuseeland)
  • Te Kōkī New Zealand School of Music Wellington (Neuseeland)
  • The Adam Foundation of New Zealand (Neuseeland)
  • Ang Seow Wei für zusätzliche Kameraarbeit
  • Christoph-Graupner-Gesellschaft, Darmstadt (Deutschland)
  • Prof. Dr. Ursula Kramer, Mainz (Deutschland)
  • Erzdiözese von Poznań
  • Arnsteiner Patres (Kongregation von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens und der ewigen Anbetung des Allerheiligsten Altarsakramentes)
  • Parish Church of Owinska (Polen) und Pfarrer Leszek Golczynski, SSCC
  • Schule für blinde und sehbehinderte Kinder in Owinska (Polen) mit Direktor Maria Tomaszewska
  • Foundation Event-Culture Poznań mit Präsidentin Ewa Murawska und dem Vorstandsmitglied Marcin Beer
  • Polnisch-Norwegisches Kulturzentrum
  • Addario & D´Addario Orchestral
  • Cremona in America und Peter Bahng
  • Frirsz Music Company
  • Acte Préalable mit Direktor Jan A. Jarnicki
       
Follow the Star
  • Michel Corrette (1707-1795): Noël Allemand für Querflöte, 2 Violinen und B.C.
  • Johann Philipp Krieger (1649-1725): Kantate „O Jesu du mein Leben”
  • Christian Geist (c.1640-1711): Choral-Arie „Wie schön leuchtet der Morgenstern
  • Christian Geist (c.1640-1711): Motette „Verbum caro factum est"
  • Gregor Joseph Werner (1693-1766): Pastorale G-Dur für Orgel und Streicher
  • Georg Philipp Telemann (1681-1767): Kantate „Ihr Völker, hört
  • Christoph Graupner (1683-1760): Kantate "Der Stern aus Jakob bricht hervor" → GWV 1111/28

Ausführende:

  • Jessica Petrus (Sopran), Catherine Hedberg (Alt), Jason Wang (Tenor)
  • Musicians of the Old Post Road

Datum: Freitag, 15. Dezember 2017, 20:00 Uhr und Sonntag, 17. Dezember 2017, 16.00 Uhr
Ort: Emmanuel Church, Boston und First Unitarian, Worcester, USA
Veranstalter: Musicians of the Old Post Road

→ Konzertarchiv
       
Graupnercantate in de Parkstraatkerk
  • Christoph Graupner (1683-1760): Kantate "Befiehl dem Herrn deine Wege" → 1123/36
  • Alessandro Scarlatti (1660-1725): Laetatus sum

Ausführende:

  • Jennifer van der Hart (Sopran), Franske van der Wiel (Alt), Henk Gunneman (Tenor), Jurgen van der Ent (Bass)
  • Bachensemble Arnhem, Leitung: Pieter Endedijk

Datum: Sonntag, 19. März 2023, 10.15 Uhr
Ort: Parkstraatkerk, Arnhem (NL)
Veranstalter: Bachensemble Arnhem

 

→ Konzertarchiv
   
Heinz Berck

Heinz Berck (†)

Profession: Musikhistoriker

Heinz Berck, im Hauptberuf Lehrer, hat sich schon früh, seit dem Ende der 1960er Jahre für die Viola d’amore interessiert. Wissenschaftliche Netzwerke ermöglichten ihm das Sammeln von Fachliteratur und Kompositionen für das Instrument. Auf dieser Basis veröffentlichte er 1994 eine rund 900 Werke umfassende Viola d’amore-Bibliographie, 2015 folgte eine Monographie „Die Viola d’amore – Geschichte, Bau, künstlerische Gestaltung, Repertoire, Methodik, Literatur“.

Darüber hinaus war er auch als Herausgeber von Werken aus der Zeit des Barock tätig, darunter auch viele Kompositionen von Christoph Graupner, von dem seit 1714 Werke für Viola d’amore belegt sind. Durch einen glücklichen Zufall gelang es Heinz Berck, die 1714 von Skotschofscky für die Darmstädter Hofkapelle gebaute Viola d’amore zu erwerben und wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Heinz Berck: Die Viola d’Amore. Geschichte, Bau, künstlerische Gestaltung, Repertoire, Methodik, Literatur, herausgegeben von Heinz Berck. Ein umfassendes Handbuch zum Thema Viola d’Amore mit zahlreichen Abbildungen, 250 Seiten, Selbstverlag. 2. Aufl., 2015, ISBN 978-3-00-023905-2. Vertrieb: Edition Walhall, Magdeburg.

 

 

CD-Aufnahmen für Viola d´amore von Christoph Graupner

  • Concerto D-Dur für Viola d'amore, Viola und B.C.GWV 317
  • Concerto d-moll für Flöte, Viola d´amore, zwei Violinen, Viola und B.C.725">GWV 725
  • Jerzy Dobrzański (1928-1998): Concerto for viola d'amore and orchestra 'in the baroque style'
  • Concerto A-Dur für Viola d'amore, Viola und B.C.GWV 339
  • Concerto D-Dur für Viola d´amore, zwei Violinen, Viola und B.C.GWV 314

Interpreten:

  • Donald Maurice (Viola d'amore), Marcin Murawski (Viola), Ewa Murawska (Flöte)
  • Orchestra Ars Longa, Leitung: Eugeniusz Dąbrowski

  • Sonata d-moll für Traversflöte, Viola d'amore und CembaloGWV 207
  • Trio Sonata B-Dur für Traversflöte, Viola d'amore und CembaloGWV 217
  • Trio Sonata e-moll für Traversflöte, Viola d'amore und CembaloGWV 209
  • Sonata D-Dur für Viola d'amore, Traversflöte und CembaloGWV 205
  • Sonata C-Dur für Traversflöte, Viola d'amore und CembaloGWV 202
  • sowie Musik von Georg Philipp Telemann

Interpreten:

  • Catherine Bull (Traversflöte), Elena Kraineva (Viola d´amore), Joshua Lee (Viola da Gamba), Daniel Pyle (Lautenwerk)
  • Harmonie Universelle Atlanta

  • Trio F-Dur für Viola d´amore, Bass-Chalumeau und CembaloGWV 210
  • sowie Musik von Georg Philipp Telemann, Heinrich Ignaz Franz von Biber, Johann Sebastian Bach, Louis-Toussaint Milandre und Christian Petzold.

Interpreten:

  • Jacques-Olivier Chartier (Tenor), Olivier Laquerre (Bassbariton)
  • Hélène Plouffe (Viola d´amore), Chloe Meyers (Viola d´amore), Sophie Larivière (Flöte), Mark Simons (Chalumeau), David Jacques (Laute, Theorbe), Amanda Keesmaat (Violoncello), Erin Helyard (Cembalo, Orgel)

  • Ouvertüre F-Dur für Traversflöte, Viola dámore, Chalumeau, Streicher und B.C.GWV 450
  • Concerto B-Dur für Oboe, Viola d´amore, Chalumeau, Streicher und B.C.GWV 343
  • sowie Musik von Georg Philipp Telemann und Antonio Vivaldi.

Interpreten:

  • bell´arte salzburg, Leitung: Annegret Siedel

  • Trio F-Dur für Viola d´amore, Chalumeau und CembaloGWV 210
  • sowie Musik von Johann David Heinichen, Monsier Grobe, Louis-Toussaint Milandre und Friedrich Wilhelm Rust.

Interpreten:

  • Dorothea Jappe (Viola d´amore), Konrad Hünteler (Traversflöte), Hans-Rudolf Stadler (Chalumeau), Herbert Hoever (Violine), Michael Jappe (Viola da Gamba/Violoncello), Rolf Jungshans (Cembalo/Pianoforte)

  • Christoph Graupner (1683-1760): Ouverture A-Dur für Flöte, Oboe, Viola d´Amore, 2 Violinen, Viola, Fagott und CembaloGWV 477
  • sowie Musik von Georg Philipp Telemann und Mr. Ganswindt.

Interpreten:

  • Dorothea Jappe (Viola d´Amore)
  • Capella Clementina, Leitung: Helmut Müller-Brühl

 

Werke von Christoph Graupner für Viola d´amore

In folgenden 17 Kantaten aus den Jahren 1709 bis 1753 ist die Viola d´amore als obligates Instrument gesetzt:

Zudem hat Graupner die Viola d´amore in folgenden Instrumentalwerken eingesetzt:

  • Concerto D-Dur for viola d'amore, strings and continuo, → GWV 314
  • Concerto F-Dur for flute, viola d'amore, chalumeau, strings and continuo, → GWV 327
  • Concerto D-Dur for flauto d'amore, oboe d'amore, viola d'amore, strings and continuo, → GWV 333
  • Concerto g-moll for viola d'amore, strings and continuo, → GWV 336
  • Concerto A-Dur for viola, viola d'amore, strings and continuo, → GWV 339
  • Concerto B-Dur for chalumeau, viola d'amore, oboe, strings and continuo, → GWV 343
  • Ouverture D-Dur for oboe d'amore, viola d'amore, strings and continuo, → GWV 419
  • Ouverture d-moll for bassoon, viola d'amore, strings and continuo, → GWV 426
  • Ouverture D-Dur for viola d'amore, strings and continuo, GWV → 427
  • Ouverture E-Dur for viola d'amore, strings and continuo, GWV → 438
  • Ouverture F-Dur for flute, viola d'amore, chalumeau, strings and continuo, → GWV 450
  • Ouverture F-Dur for flute, viola d'amore, 2 chalumeaux, strings and continuo, → GWV 451
  • Ouverture G-Dur for viola d'amore, strings and continuo, → GWV 459
  • Ouverture G-Dur for viola d'amore, strings and continuo, → GWV 460
  • Ouverture G-Dur for viola d'amore, bassoon, strings and continuo, → GWV 465
  • Ouverture A-Dur for viola d'amore, strings and continuo, → GWV 476
  • Ouverture A-Dur for flute, viola d'amore, oboe, bassoon, strings and continuo, → GWV 477
  • Sinfonia F-Dur for soli viola d'amore, cello and bassoon, 3 violas and basso continuo, → GWV 577
  • Trio Sonata B-Dur for flute, viola d'amore and continuo, → GWV 217
  • Trio Sonata C-Dur for flute, viola d'amore and continuo, → GWV 202
  • Trio Sonata D-Dur for flute, viola d'amore and continuo, → GWV 205
  • Trio Sonata d-moll for flute, viola d'amore and continuo, → GWV 207
  • Trio Sonata e-moll for flute, viola d'amore and continuo, → GWV 209
  • Trio Sonata F-Dur for viola d'amore, bass chalumeau and continuo, → GWV 210
   
Ehrenmitglieder
       
Tagungsbericht Jagdschloss Kranichstein 30.11. - 2.12.2018

Internationale Tagung im Jagdschloss Kranichstein als Kooperation der Abteilung Musikwissenschaft (IKM) der Johannes Gutenberg-Universität und der Musikhochschule Mainz in Verbindung mit der Christoph-Graupner-Gesellschaft Darmstadt und der Stiftung Jagdschloss Kranichstein 30.11. - 2.12.2018

Die Grundlagenforschung der Kulturwissenschaften besteht im Studium historischer Originalquellen in Archiven und Bibliotheken. In diesem Sinne war die Tagung zur aktiven künstlerischen, insbesondere musikalischen Betätigung von Landesfürsten und des Hofadels insgesamt im Zeitalter des Barock eine eindrucksvolle Präsentation ebenso lebendiger wie ertragreicher gegenständlicher Forschung. Dass diese gerade in der Musikwissenschaft, deren zentraler Forschungsgegenstand die ohne Erklingen nie vollständig aussagekräftige Notenschrift ist, noch zwingender als in anderen Disziplinen Bereicherung erfährt, ja erfahren muss durch interdisziplinäre Blicke z.B. in die Sozial- oder Kunstgeschichte, konnte man in dem differenziert zusammengesetzten Referentenkreis aus Musikwissenschaftlern, Historikern, Archivaren und ausübenden Künstlern intensiv erleben.

Im historisch passenden Ambiente des am Rande Darmstadts gelegenen, ehemaligen landgräflichen Jagdschlosses Kranichstein gelang es zudem, die Intensität der Beschäftigung mit den Gegebenheiten des 18. Jahrhunderts noch zu isteigern, indem die höfische Vergangenheit auf Schritt und Tritt gegenwärtig war.

In drei thematischen Blöcken näherten sich die Vortragenden dem Hauptgegenstand, Landgraf Ernst Ludwigs aktiver musikalischer und tänzerischer Betätigung, bezeugt durch zwei zentrale handschriftliche Quellen in der historischen Musiksammlung der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, aus verschiedenen kulturhistorischen Blickwinkeln an.

Die erste Sektion („Paris als Ort kultureller Orientierung“) diente der Erstellung eines inhaltlichen Fundamentes für die zentrale Fragestellung, indem zunächst der europäische Kontext durchmessen wurde, in dem sich dieVernetzung künstlerisch interessierter und tätiger Fürsten des Barockzeitalters abspielte. Die Höfe von Bayern, Frankreich und Italien wurden exemplarisch in den Mittelpunkt gestellt.

Klaus Pietschmann (Mainz) steckte im Eröffnungsvortrag „Fürsten als Künstler“ den Rahmen ab, innerhalb dessen die Deutung jeglicher künstlerischer Betätigungen des Hofadels sich als unauflöslich abhängig erwies von Repräsentation und Zeremoniell des höfischen Lebens, dauerhaft dokumentiert durch Baldassare Castigliones Cortegiano. Die dazu zwingend gehörenden gegenseitigen Besuche regierender Landesherrscher boten Gelegenheiten, deren künstlerische Ambitionen im geschützten Bereich des vertrauten Milieus präsentieren zu können. Dies erschien um so wichtiger, als offenbar speziell mit der Musikausübung eine zuweilen leicht abwertende Beurteilung verbunden wurde in dem Sinne, dass der Musik und dem Tanz im Vergleich zu Literatur oder Philosophie etwas Leichtfertiges im Sinne von Müßiggang und Laster anhaften könne. Demzufolge lasse sich aus den Quellen herauslesen, dass herrscherliche Musikausübung bei öffentlichen Anlässen wohlkalkuliert zur Schau gestellt wurde.

Andrea Zedler (Bayreuth) bekräftigte anhand der Kavaliersreisen der fünf kurbayerischen Prinzen zwischen 1715 und 1725 die Beobachtung, dass musikalische Aktivitäten von Personen fürstlichen Ranges stets eingebettet waren in den politischen Austausch regierender Kollegen und die dazu obligatorischen Besuche von Hof zu Hof. Musik und Tanz wurden als Teil einer mit politischen Anliegen verknüpften Reisekultur betrachtet und erlebt, vor deren Hintergrund eine erhellende Kategorisierung entsprechender Aufführungen nach unterschiedlichen Kontexten von Zeit, Ort und Milieu deutlich werden konnte: entscheidend für Machart und Niveau des Dargebotenen sei die jeweilige Adressierungssituation gewesen. Diese wiederum war Teil einer ausgeklügelten Profilierungsplanung junger Fürsten aus konkurrierenden Residenzen und, wie Zedler an den konkreten Reisen der Prinzen zeigen konnte, an deren vorherbestimmte politische Anlässe gebunden.

Die Konzentration auf sozial geschlossene Adelskreise als Adressaten fürstlicher Musikausübung untermauerte Margret Scharrer (Saarbrücken) mit der Einführung des historisch positiv konnotierten Dilettantenbegriffs als verbindenden Merkmals für die überwiegende Mehrheit fürstlicher Künstler. Der französische Hof Ludwigs XIV. und seiner Nachkommen mit dem damaligen Leuchtturm höfischer Leitkultur in Versailles stellte diesbezüglich keine Ausnahme dar, vielmehr bestätigte die dort übliche Praxis die Gesetzmäßigkeiten, die im absolutistischen Zeitalter gewissermaßen natürliche soziokulturelle Grenzen für eine, wenn auch von den Protagonisten oft sehr geliebte und von berühmten Musikern gelehrte, Nebenrolle festlegten.

Die gleichsam europäische Grand Tour entlang der kulturell maßgeblichen Höfe in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vervollständigte Berthold Over (Mainz/München), indem er sich auf die Suche nach dem spezifischen Habitus adliger Musiker in Italien begab, der geprägt war vom höfischen Adelsethos, kultureller Erziehung und konkreter Musikproduktion als Komponist. Der süditalienische Principe Giacomo Francesco Milano wurde beispielhaft für eine Schicht nicht regierender, dennoch sich in hohen höfischen Kreisen bewegender Adliger vorgestellt, die – jenseits der im Absolutismus französischer Prägung obligatorischen Repräsentation – sich mit Muße und Konzentration im intimen Rahmen der musica da camera ernsthaft dem Komponieren widmen konnten. Over machte eine neapolitanische Kompositionstradition aus, deren Musiksprache expressiver dissonanter Harmonik in der Nachfolge des adligen Carlo Gesualdo sich in einem Marienoratorium Milanos wiederfinden lässt.

Die maßgeblichen Facetten der Musikausübung im höfischen Alltag – Reisen, repräsentative Zwecke und umfassende Ausbildung, für die man sich, unbelastet von ökonomischen Zwängen, die besten Komponisten als Lehrer leistete – wurden vertieft durch den ersten Beitrag, der den titelgebenden Landgrafen Ernst Ludwig selbst in den Mittelpunkt stellte. Rainer Maaß (Darmstadt) bestätigte und untermauerte mit seinem aus archivalischen Quellen extrahierten Bericht über die Kavaliersreisen des jungen Erbprinzen nach Paris und London erstens den exorbitanten Einfluss des französischen Hofes auf nahezu alle Formen fürstlicher Hinwendung zu Musik und Tanz, zweitens die wichtige Rolle des Unterrichts durch bedeutende Komponisten und drittens die Bedeutung der künstlerischen Transferbewegungen durch den Austausch zwischen deutschen und europäischen Höfen. Die erhaltenen Katalogisate von im 2. Weltkrieg zerstörten, früheren Beständen der Darmstädter Hofmusiksammlung bezeugen das Vorhandensein der Noten von mehreren Opern Lullys in Darmstadt. Hinzu kam die darmstädtische Spezialität der überaus musikinteressierten Mutter Ernst Ludwigs, Landgräfin Elisabeth Dorothea, die aktiv die Hofkapelle durch Anwerbung von Musikern optimierte und diese Ambitionen wohl ihrem Sohn vererbte.

Dass das in seinen Rahmenbedingungen flächendeckend artifizielle, hoch verfeinerte, an Etiketten zuweilen fast erstickende Hofleben die Musik und darstellende Künste auch als Gegenpart individueller Freiräume brauchte, thematisierte Rouven Pons (Wiesbaden), indem er den Begriff des Dilettantismus aus sozialgeschichtlicher Perspektive aufnahm und ihn, quellengestützt und ergänzt durch ikonographische Beispiele, beleuchtete als in Adelskreisen verbreitetes Rezept gegen gepflegte Langeweile. Dabei kamen Aspekte der Zerstreuung und Triebsublimierung zum Vorschein, ohne die offenbar die gesamte Palette der Kunstausübung an Fürstenhöfen nicht vollständig bewertet werden kann. Es erscheint schließlich auch folgerichtig, dass nicht jedes Mitglied der Hofgesellschaft bei Musik- und Tanzdarbietungen zum Genie werden konnte, so dass das Moment der demonstrativen Zurschaustellung von Kultiviertheit unbedingt zum Gesamtbild des Phänomens Fürst als Künstler gehört, zumal das Erlernen mindestens eines Musikinstrumentes im gängigen Ausbildungskanon junger Adliger festgeschrieben war.

Vor diesem interdisziplinär errichteten Prospekt über die Hintergründe und Umstände der Musik am Fürstenhof konnten in der zweiten Sektion („Ernst Ludwig und die Musik“) die spezifischen Bedingungen für die kompositorischen und tänzerischen Aktivitäten Landgraf Ernst Ludwigs herausgearbeitet werden.

Roswitha Jacobsen (Gotha) widmete sich angesichts der besonderen Rolle der Landgrafenmutter Elisabeth Dorothea deren eigener musikalischer Sozialisation als Prinzessin am Gothaer Hof. Die prägende Atmosphäre und kulturelle Tradition der streng lutherischen Hofhaltung vervollständigte das Thema Prinzenerziehung jenseits des absolutistischen Prunkes nach französischem Vorbild um die Bedeutung der Kirchenmusik in der mitteldeutsch-protestantischen Tradition. Ein verbindendes Element zum Themenkern zeigte sich dennoch, da auch hier der Musik eine auflockernde Qualität innerhalb der reglementierten religiösen Erziehung zugeschrieben wurde. Eine historische Lücke füllte der Beitrag überdies mit dem aufgrund detaillierter Quellenauswertung gewonnenen, seltenen Beispiel für bezeugten Musikunterricht für weibliche Mitglieder der Hofgemeinschaft.

Wenn die vokale Kirchenmusik so wichtig für die musikalische Grundausbildung des Darmstädter Landgrafen war, so konnte dies nur im Einklang mit der dahinterstehenden Dichtung geschehen, deren Stellung innerhalb des Erziehungskanons junger Fürsten von Helga Meise (Reims) erläutert wurde. Dass der Poesie nicht nur, wie in allgemein höfischer Sichtweise, ein künstlerisch höherer, weil ernsterer Stellenwert zugeschrieben wurde als der Musik, sondern dass sie einen ebenso tiefen künstlerischen Ausdruckswert hatte, war für Ernst Ludwigs Lehrjahre offenkundig essentiell, wie anhand der umfangreich erhaltenen Schreibkalender des Darmstädter Hofs nachgewiesen werden kann. Der Prinz schrieb Gedichte, verarbeitete Verlust und Trauer mit poetischen Leichenpredigten und wertete damit die (geistliche) Dichtung als Partnerin der Musik auf – sichtbare Voraussetzung für die Schwerpunkte, die er als musikliebender regierender Fürst später dem Zusammenspiel der Künste an seinem Hof zugestehen sollte.

Bestätigt wurde die Bedeutung dialogisch ausgerichteter protestantischer Dichtung als Grundlage für Vertonungen, die wiederum eigene musikalische Gattungen hervorbrachten, durch Rashid Pegah (Berlin), der einen prägnanten, verdichteten Blick auf sogenannte Gesprächsspiele am Darmstädter Hof warf: anlassbezogene, allegorische Festmusiken, die vermutlich vom Hofkapellmeister des späten 17. Jahrhunderts, Wolfgang Carl Briegel, komponiert wurden und die, indem einzelne Rollen bestimmten Personen des Hofes zugeordnet wurden, als Keimzelle angesehen werden können für die späteren, unter Briegels Nachfolger Graupner regelmäßig im großen Stil für zeremonielle Ereignisse der landgräflichen Familie produzierten Festkantaten.

Derart eingeleitet durch die Hinwendung zur konkreten musikalischen Produktion am Darmstädter Hof widmete sich Ursula Kramer (Mainz/Darmstadt) der genaueren Beleuchtung von Entstehungsumständen und Vorbildern einer der Originalquellen, die den Anlass zur Tagung gegeben hatten: die sowohl handschriftlich als auch in zwei identischen Druckausgaben in der Musiksammlung der Universitäts- und Landesbibliothek erhaltene Ausgabe von Suitenkompositionen des Landgrafen Ernst Ludwig, Partition de 12 Suites et Symphonies 1718. Die unmittelbare Quellenforschung aufgrund einer Parallelüberlieferung in der Musiksammlung wurde zur Aufstellung von drei Thesen herangezogen: Erstens der Möglichkeit eines Studienvorbildes für die Machart von Ernst Ludwigs Ouverturen nach französischen Vorbildern als solcher; zweitens hinsichtlich der Überarbeitung des Tonsatzes, was anhand der Gegenüberstellung von Manuskript und Druck demonstriert werden konnte, deren Machart einen professionellen Komponisten vermuten lässt – welche Beobachtung wiederum die Beteiligung von Graupner selbst nahelegt; und drittens den direkten Bezug zur Pflege des Tanzes am Hof.

Europäisches Netzwerk und Ergebnisse des daraus erwachsenen Austauschs zwischen künstlerisch tätigen Regenten in Gestalt überlieferter musikalischer Werke wurden von Gabriela Krombach (Mainz) im imaginären Brennglas anhand der erhaltenen Kompositionen von Friedrich Karl Graf zu Erbach (Darmstadt benachbart im Odenwald) untersucht. Die Sammlung von Trios für verschiedene Melodieinstrumente und B.c., als Divertimenti armonici in der Darmstädter Sammlung vorhanden, offenbart in ihrer vorangestellten Widmungsschrift eine gegenseitige Dedikation von Graf Erbach an Landgraf Ernst Ludwig und umgekehrt, welche ihrerseits eine Art Teilstück innerhalb der Beziehungsgeflechts zwischen den Protagonisten schöngeistig orientierter Adelskreise in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts darstellte. Im südhessischen Dreieck Darmstadt – Frankfurt – Erbach spielte sich im engen regionalen Rahmen die gleiche wechselseitige Inspiration von Fürsten (Ernst Ludwig, Graf Erbach), Komponisten (Telemann) und Textdichtern (Johann Friedrich v. Uffenbach) ab wie im übergeordneten Zusammenhang der Fürstenhöfe Europas. Dass die eingehende Analyse der kompositorischen Technik in den Werken Graf Erbachs hinsichtlich der musikalischen Qualität als typisch für einen adligen Dilettanten eingestuft werden konnte, bestätigte eines der Kernthemen der Tagung.

Die dritte und letzte Sektion („Vergleichende Fallbeispiele“) verfestigte über die Untersuchung spezieller Bezüge in einzelnen Residenzen den Eindruck einer deutschlandweiten und europäisch beeinflussten Allianz musikliebender und -ausübender regierender Fürsten anhand der exemplarischen Betrachtung von Zeugnissen zur konkreten musikalischen Betätigung der jeweiligen Herrscher.

Margret Scharrer (Saarbrücken) führte in einem zweiten Beitrag das Beispiel des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel – des Vaters der in ihrem ersten Vortrag vorgeführten fünf reisenden Prinzen – aus, der sich über das übliche dilettierende Laienmusikertum hinaus als Gambenvirtuose einen Namen auch in französischen Hofkreisen gemacht hatte. Seine fachliche Korrespondenz mit bekannten Komponisten wie Forqueray und Marais sowie der intensive Austausch mit Gemahlin und Mätresse über das Gambenspiel belegen ebenso wie der bezeugte, organisierte Instrumenten- und Notenerwerb zwischen München und Paris, dass die Musik an diesem Hof eine ungewöhnlich gewichtige Rolle spielte; wiewohl die Quellenlage die Gambe in der Zeit um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert als typisches Instrument des Adels erkennen lässt. Dies wurde erhärtet von der engagierten Weitergabe der eigenen Musikalität an die kurfürstlichen Kinder, was durch mehrere zeitgenössische Gemälde untermauert werden konnte.

Die gleichsam leitmotivisch die Tagung durchziehenden Einflüsse des französischen Hofes für die ästhetische Bildung an deutschen Fürstenhöfen schienen noch einmal hell auf anhand der Tanzhandschrift La Hessoise Darmstadtdes am Münchner Hof tätigen französischen Tanzmeisters Dubreil; spielte doch der Tanz die eigentlich zentrale Rolle für die gesellschaftliche Repräsentation bei Hofe. Carola Finkel (Frankfurt am Main) hatte sich der schwierigen historischen Choreographie-Notation kompetent genähert und daraus Hinweise für ein aus andernorts entstandenen Tanzsätzen zusammengesetztes Ballet mit den in Frankreich gebräuchlichen Einzeltänzen extrahieren können. Datierte Quellen der Tanzsätze mit Angabe der Widmungsträger lassen einen Nachvollzug der Wege durch die Residenzen zu, der 1718 – im selben Jahr wie die Suitenkompositionen des Landgrafen – in jenes Ernst Ludwig gewidmete und wohl zu seiner Musik getanzte Ballet mündet, das außerdem wohl der Bewerbung für die Stelle am Hof dienen sollte; ein vielfach bezeugter und verbreiteter, pragmatischer Zweck von Dedikationen.

Der bisher ausgebreitete Bilderbogen verschiedenster Grade und Stufen der künstlerischen Betätigung des Hofadels im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert wurde eindringlich abgerundet durch zwei Beispiele für Musikpflege und aktives Komponieren an zwei weiteren, mit Darmstadt in Verbindung stehenden Höfen.

Reinmar Emans (Hamburg) bestätigte mit seinen Ausführungen über die Musikerziehung und -aufführung in Braunschweig-Wolfenbüttel anhand der Entwicklung der Hofkapelle während mehrerer Herrschergenerationen die wesentlichen Befunde der Motive und Zwecke höfischen Musizierens: Existenz eines didaktischen Kanons, ikonographisch dokumentiertes Instrumentalspiel, Verbindung von Musik und Dichtung in allegorischen Singspielen, basierend auf der spezifisch protestantischen Wort-Ton Religiosität – zusammengefasst Aspekte, die eine deutsche Hofmusikkultur vom französischen Vorbild unterschieden und ihr eigenes Gepräge gaben.

Dass es neben all den Beobachtungen von Gesetzmäßigkeiten der musikalischen Praxis in fürstlichen Kreisen auch die Ausnahme eines exzessiv und anspruchsvoll komponierenden Monarchen gab, zeigte Greta Haenen (Bremen/Saarbrücken) an den als „Schlafkammerbibliothek“ überlieferten Kompositionen Kaiser Leopolds I., innerhalb derer sie allein 200 musikdramatische Werke identifizieren konnte.

Silvia Uhlemann

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